Zum Hauptinhalt springen

„Das größte Kapital verbirgt sich im Wissen“

In Israel entstehen viele innovative 3-D-Druckverfahren. Warum, erzählt Andy Middleton von Stratasys im Interview.

22.01.2014
© Jonas Ratermann - Andy Middleton

Herr Middleton, Sie sind EMEA-Chef des israelischen 3-D-Druckerherstellers Stratasys, einem der Weltmarktführer in diesem Bereich, und verantworten von Deutschland aus das Geschäft in Europa, dem Nahen Osten und Afrika. Ihr Unternehmen hat eine Innovation entwickelt, die es ermöglicht, in nur einem Druckvorgang ein Teil aus mehreren Materialien herzustellen. Ist es aus Ihrer Sicht Zufall, dass diese Innovation aus Israel stammt?

Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren für israelische Unternehmen und bin alles andere als überrascht, dass eine bahnbrechende Technologie wie diese in Israel entwickelt wurde. Die prozentualen Anteile von Forschern an der Gesamtbevölkerung – insbesondere in Naturwissenschaften und Technik – und von Forschungs- und Entwicklungsarbeit am Bruttoinlandsprodukt sind weltweit vergleichsweise hoch.

Wie intensiv nutzen Wirtschaft und Privatleute die 3-D-Drucktechnologie in Israel überhaupt?

Es ist vielleicht etwas paradox: Obwohl in Israel viel geforscht wird, kann das Land in Bezug auf die Verbreitung der Technologie weder mit den USA noch mit Deutschland mithalten. In Israel kommt der 3-D-Druck insbesondere im Bereich der militärischen Entwicklungen zum Einsatz. Zum Beispiel, wenn es um Prototypen für unbemannte Fahrzeuge geht. In der Industrie oder im Privatgebrauch ist die Bedeutung des 3-D-Drucks bisher noch eher gering.

À propos Industrie: Wie steht es in Israel um die nächste industrielle Revolution – die Industrie 4.0? Spielt das Thema dort eine ähnlich große Rolle wie in Deutschland?

Sie spielt bisher noch eine geringere Rolle als in Deutschland. Das hängt ganz einfach damit zusammen, dass Israel weder viel produziert noch Güter exportiert. Das größte Kapital des Landes verbirgt sich im Wissens- und Erfahrungsschatz der Menschen.

Ist das der Grund, warum seit ein paar Monaten zwei israelische Mitarbeiter an Ihrem Standort im baden-württembergischen Rheinmünster nahe Baden-Baden arbeiten?

Ja. Unsere israelischen Kollegen verfügen nicht nur über die wissenschaftliche Expertise. Sie sind auch im Anwendungsbereich sehr versiert. Und glauben Sie mir: Das ist kein einfaches Unterfangen. Denn der 3-D-Druck kennt auf der Anwendungsseite so gut wie keine Grenzen. ▪

Interview: Clara Görtz