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Das sagt uns Karl Marx heute

Was bedeutet Karl Marx für die moderne Arbeitswelt? Ein Blick auf Industrie 4.0, „New Work“ und ständige Online-Präsenz.

Johannes Göbel, 30.04.2018
Verkleidetes Denkmal in Berlin: Moderner Marx?
Verkleidetes Denkmal in Berlin: Moderner Marx? © dpa

Karl Marx und die Industrie 4.0: Alles viel leichter?

Was für ein Wandel: War zu Zeiten von Karl Max die Arbeit in den Fabriken oft körperlich quälend, nimmt die digitalisierte Industrie 4.0 in den Industrieländern den Menschen mehr und mehr Tätigkeiten ab. Smarte Roboter entlasten die Mitarbeiter physisch; digitale Assistenzsysteme helfen bei der Entscheidungsfindung. Muss man da noch mit Marx diskutieren? Ja, sagt sein Biograf Jürgen Neffe. Denn: „Bei Marx ist Arbeit die einzige Quelle von Wert. Und wenn wir sie nun im Zuge der Industrie 4.0 mit Big Data und Robotern nach und nach abschaffen, dann müssen wir das ganze System neu denken“. Etwa mit Maschinensteuer oder Grundeinkommen, meint Neffe. „All das kommt in der Marxschen Gedankenwelt direkt oder indirekt vor – ebenso wie die höchst aktuelle Frage, ob wir leben, um zu arbeiten, oder arbeiten, um zu leben.“

Video über Karl Marx und die „entfremdete Arbeit“:

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Karl Marx und „New Work“: Neue Freiheit?

Thomas Sattelberger, ein Vertreter der für Flexibilität werbenden „New Work“-Bewegung, zitiert gerne aus den Schriften von Karl Marx: „Wahrhaft reich eine Nation, wenn statt zwölf Stunden sechs gearbeitet werden“. Reichtum sei insbesondere „verfügbare Zeit“. Sattelberger zieht eine direkte Linie zum vielbeachteten Tarifabschluss der deutschen Industriegewerkschaft (IG) Metall im Februar 2018. Eines der zentralen Ergebnisse: Arbeitnehmer, die kleine Kinder haben oder Familienangehörige pflegen sowie Schichtarbeiter haben künftig die Wahl zwischen mehr Geld oder mehr Freizeit.

Karl Marx und die Digitalisierung: Alles wie vor 200 Jahren?

Der IT-Experte und Hochschullehrer Timo Daum hat eine vieldiskutierte Antwort auf Karl Marx geschrieben: „Das Kapital sind wir. Zur Kritik der digitalen Ökonomie“. Dort liest man: „Überstunden, ständige Erreichbarkeit, das Verschwimmen der Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit kennzeichnen eine Arbeitswelt, die durch Computer und digitale Kommunikation geprägt ist. Die heute weitgehend abgeschafften Fabriksirenen markierten noch eine klare Trennung zwischen Arbeitszeit und Freizeit. Heute sind die Grenzen der Arbeitszeit weich und unscharf geworden, und die Freizeit ist zum Stand-by mutiert.“ Das klingt so, als könnten die Menschen den nun 200 Jahre alten Karl Marx auch in Zukunft gut gebrauchen.

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