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Bessere Berufschancen

Mit seinen türkischen Partnern entwickelt der Verein für Europäische Sozialarbeit, Bildung und Erziehung (VESBE) innovative Bildungsangebote.

07.07.2016

Ob Köche oder Konditoren, Bar- oder Restaurantfachpersonal – die türkische d.ream Akademi bildet in allen Berufen aus, die das Hotel- und Gaststättengewerbe braucht. So werden auch qualifizierte Trainingsprogramme in Lebensmittelsicherheit oder Beschwerdemanagement und vielem mehr angeboten. Die Zertifikate kommen auch aus Deutschland – von der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Koblenz, die die Prüfungen in der Türkei betreut.

Die Hotel- und Gastronomie-Akademie funktioniert nach dem Konzept, das der deutsche Verein für Europäische Sozialarbeit, Bildung und Erziehung (VESBE) zuvor als Gemeinschaftsunternehmen mit der türkischen DOORS Holding, einem Premium-Anbieter für Restaurants und Hotels, entwickelt hatte. „Die Zusammenarbeit läuft weiter und die Resonanz ist sehr gut“, sagt Jürgen Lau, Geschäftsführer des VESBE e.V., denn die Restaurantketten von DOORS, die Doğuş Restaurant Entertainment and Management (d.ream) 2013 übernahm, hätten mit rund 15 000 Mitarbeitern einen hohen Eigenbedarf an hochwertiger und praxisorientierter Aus- und Fortbildung. Die Kooperation orientiere sich am Bedarf der türkischen Partner und VESBE e.V. entwickle passgenau anerkannte Lehrgänge, Schulungen und Qualifizierungen.

Seit 2005 arbeitet der deutsche Bildungsanbieter VESBE, der 1999 in Aachen, Nordrhein-Westfalen, gegründet wurde, mit Partnern in verschiedenen Ländern zusammen. Angepasst an die veränderten Anforderungen des türkischen Arbeitsmarktes, auf dem etwa in der Autoindustrie zunehmend Mechatroniker gesucht wurden, setzte VESBE 2008 das mit EU-Finanzmitteln geförderte Qualifizierungskonzept INNOVET für (Kfz-)Mechatronik in der Türkei um. „Die dort angesiedelte Industrie suchte händeringend nach praktisch aus- und fortgebildeten Arbeitnehmern“, berichtet Jürgen Lau. „Die handlungsorientierte Ausbildung nach dem deutschen dualen Prinzip passte da gut, um junge Menschen für diese Jobs zu befähigen und ihre Berufschancen zu erhöhen.“

Orientiert am konkreten Arbeitsprozess und mit einem praktischen Ausbildungsanteil von 50 Prozent entwickelt VESBE e.V. Ausbildungskonzepte, die ähnlich ausgerichtet sind wie in Deutschland – mit verschiedenen Lernphasen in Schule, Praxisräumen und auch in Betrieben. Besonders wichtig ist Jürgen Lau der modulare Aufbau der Ausbildungen, der die Vermittlung und Integration der Ausgebildeten in Unternehmen garantiert. „Es sind kurze Module, an deren Ende die Arbeitnehmer in einem Betrieb mit ihren spezifischen Kompetenzen arbeiten können.“

Seit 2015 arbeitet der Verein am Aufbau einer weiteren Hotel- und Gastronomie-Akademie nach dem Muster der d.ream Akademi. Ziel von VESBE ist es, ein Konsortium aus türkischen und deutschen Bildungsanbietern, anderen Organisationen und lokalen Partnern zu gründen, die hochwertige Berufsbildung im Bereich Hotellerie, Gastronomie und Service anbieten. Zum Auftakt wurde VESBE e.V. dabei von iMOVE (International Marketing of Vocational Education), der Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unterstützt. Auch an einer weiteren Fortbildungsakademie in den Bereichen Erneuerbare Energien und Abwassermanagement arbeitet VESBE e.V. gemeinsam mit türkischen Partner. Gebündelt werden die Aktivitäten unter dem Dach der Alman-Türk Eğitim Akademisi (ATEA) – einer 2015 ins Leben gerufenen türkisch-deutschen Kooperation in Istanbul. „Es geht uns immer auch um nachhaltiges Engagement und die Etablierung eines innovativen Geschäftsfeldes“, sagt Jürgen Lau. Klassische Berufsbildung ist weltweit wenig etabliert. „Auch 80 bis 90 Prozent der jährlichen Schulabgänger in der Türkei wollen nach unseren Analysen auf die Universität gehen.“ Mit Blick auf den Arbeitsmarkt aber brauche es Alternativen, deren Entwicklung der Verein nach Kräften unterstützt. ▪

Bettina Mittelstraß