Zum Hauptinhalt springen

Die besten Botschafter 
für eine friedliche Welt

Mehr als 300 Schüler, Lehrer und Bildungsvertreter aus 30 Ländern erfahren beim Forum „Menschen bewegen“ in Berlin, was Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik leistet.

Sarah Kanning, Clara Krug, 05.07.2016

Die Reise im Flieger von Kairo nach Berlin – eine Reihe hinter der Moderatorin Anne Will, das Selfie mit Bundes­außenminister Frank-Walter Steinmeier, die vielen Workshops und Gespräche mit Schülerinnen und Schülern aus der ganzen Welt: Wenn die 18  Jahre alte Malak El-Shorbagy von der Deutschen Evangelischen Oberschule im ägyptischen Kairo von ihren Erlebnissen in Berlin erzählt, vergisst man glatt, dass Deutsch nicht die Muttersprache der zierlichen jungen Frau mit den dunklen Locken und den wachen Augen ist. Malak hat keine deutschen Wurzeln, ist nie in Deutschland zur Schule gegangen – und spricht doch akzentfrei Deutsch. „Ich lerne seit dem Kindergarten Deutsch, meine Mutter hat sich das gewünscht“, erzählt die Zwölftklässlerin beim Forum „Menschen bewegen“. „Ich träume davon, Politikwissenschaft zu studieren, am liebsten in Ägypten und Deutschland.“

Malak El-Shorbagy ist eine von mehr als 200 Schülerinnen und Schülern aus 30 Ländern, die das Auswärtige Amt im April 2016 zu seinem großen Kultur- und Bildungsgipfel nach Berlin eingeladen hat. In drei Tagen zeigte das Auswärtige Amt mit Schülern, Lehrern, Schulleitern, Stipendiaten und Vertretern von Bildungsbehörden anhand von praktischen Beispielen, warum die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik neben den politischen und wirtschaftlichen Beziehungen die wichtige dritte Säule der deutschen Außenpolitik ist. „Es geht um das Einüben von Humanität durch Kultur und Bildung“, sagte ­Außenminister Steinmeier in seiner Rede am Abschlusstag des Forums. „Es geht um eine Kulturpolitik, die hierfür die Bedingungen schafft, sich der sozialen Kraft von Kultur sicher ist und diese stärkt.“

Die Eingeladenen tauschten sich in Diskussionen, Workshops und Fachforen zu Nachhaltigkeit, Bildungspartnerschaften und der deutschen Sprache aus und erlebten „Kultur und Außenpolitik live“. Auf ­einem „Markt der Möglichkeiten“ lernten sie die Arbeit von Mittlerorganisationen des Auswärtigen Amts wie Goethe-Institut, Deutscher Akademischer Austauschdienst oder Institut für Auslandsbeziehungen kennen. Kulturelle Praxis konnten Besucher in der „Langen Nacht der Ideen“ erleben: Museen und kulturelle Hotspots der Hauptstadt wie das Maxim Gorki Theater, das Deutsche Technikmuseum oder das Haus der Kulturen der Welt öffneten ihre Türen und Bühnen für Vorträge, Diskussionen und Führungen bis 
in die frühen Morgenstunden. DJ-Workshops und Performances sowie Gespräche über Games und Inklusion zeigten die Vielfalt des Kulturbegriffs.

Als Erfolgsmodell stand die Initiative „Schulen – Partner der Zukunft“ (PASCH) im Zentrum der Veranstaltung. Seit 2008 ist die vom Auswärtigen Amt gestartete Initiative zu einem Netz von mehr als 1800 Schulen in der ganzen Welt gewachsen: von Bodø in Norwegen bis Punta Arenas im Süden Chiles, von Anchorage in Alaska bis Yokohama in Japan. Hinzu kommen über 350 deutsche Partnerschulen. Zu ihrem Start richtete sich die PASCH-Initiative gerade auch an Regionen, in denen deutsche Außenbildungs­politik bislang wenig präsent war: in Wachstumsregionen Asiens, im Nahen und Mittleren Osten sowie Subsahara-
Afrika. „Sprache bedeutet Eintauchen in eine andere Kultur“, sagte Maria Böhmer, Staatsministerin im Auswärtigen Amt. „Ihr seid die besten Botschafter, die ich mir vorstellen kann.“ Als Sonderbeauftragte für UNESCO-Welterbe haben der Erhalt und der Wiederaufbau von Weltkulturerbestätten wie in Syrien für Maria Böhmer große Bedeutung: „Wir leben in einer globalisierten Zeit“, sagte sie. „Wir müssen jungen Menschen die Möglichkeit geben, Fuß zu fassen in dieser Welt, und sie zu Experten machen, Stätten wie Palmyra eines Tages wieder aufzubauen.“ ▪