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Rumänien ganz nah

Gaststudierende stellen deutschen Schülern ihr Heimatland vor – europäische Annäherung im Klassenzimmer.

Christina Pfänder, 05.07.2016

Fachwerkhäuser, wie sie in vielen historischen Innenstädten in Deutschland zu finden sind, kennen die Kinder der 7b. Doch ein traditionelles Haus in Siebenbürgen – wie sieht das eigentlich aus? Die Realschulklasse der Mittelpunktschule Hartenrod in Hessen ist gespannt: Monica Sipos, Gaststudentin aus Rumänien, baut gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern an einem Modell. Schnell kommen sie miteinander ins Gespräch – und erleben dank des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierten Programms „Eu­ropa macht Schule“ kulturellen Austausch auf ganz persönliche Weise. „Mithilfe des Projekts kann ich den Jugendlichen einen Einblick in mein wunderbares Heimatland geben“, sagt Sipos, die für ein Semester an der Philipps-Universität Marburg Medizin studiert. „Außerdem lerne ich viele neue Leute kennen und bekomme einen direkten Zugang zur deutschen Lebenswelt.“

Als Botschafterin ihres Landes schlägt Sipos eine Brücke zwischen der deutschen und der rumänischen Kultur – und macht mit ihrem Projekt die Idee von „Europa macht Schule“ erfahrbar. „Ziel ist es, den Gedanken des europäischen Austauschs lebendig werden zu lassen“, sagt Hans Leifgen vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), der mit seiner Kollegin Katrin Winter das Programm koordiniert. In drei bis fünf Unterrichtsstunden setzen sich die Studierenden, je nach dem Alter der Schüler, beispielsweise mit den unterschiedlichen Wahlsystemen der Länder oder mit traditionellen Tänzen und Liedern auseinander. „Das Wissen über andere Kulturen wirkt Vorurteilen entgegen und weckt bei den Jugendlichen das Interesse für einen eigenen Auslandsaufenthalt“, sagt Leifgen. Der Erfolg des Programms zeigt sich auch in der Statistik: Gestartet war „Europa macht Schule“ im Jahr 2006 mit 30 Projekten, mittlerweile werden rund 200 Projekte pro Jahr umgesetzt.

Das Programm wird vom Verein „Europa macht Schule“ und seinen 30 Gruppen in verschiedenen Städten getragen. Der DAAD in Bonn koordiniert die Arbeit in enger Zusammenarbeit mit dem Verein. Dessen ehrenamtliche Mitarbeiter nehmen etwa Kontakt zu den europäischen Gaststudierenden auf und betreuen sie während des Projekts. So wie Lehrerin Stefanie Plitt, die Monika Sipos bei ihren Unterrichtsstunden in der 7b in Hartenrod begleitet.

Plitt engagiert sich zudem im Vorstand des Vereins, seit 2014 als stellvertretende Vorsitzende. Dabei setzt sie sich insbesondere dafür ein, Seminare über „Europa macht Schule“ an deutschen Hochschulen anzubieten. „Das schafft mehr Vorbereitungszeit und gibt dem Projektverlauf eine optimale Struktur“, sagt Plitt. „Zudem besteht die Möglichkeit, das besonders hohe Engagement der Gaststudierenden durch die Vergabe von Credit Points zu honorieren.“ ▪