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„Wir können auch viel lernen“

Edda Mally-Schilling, Leiterin der Deutschen Schule Stiehle Cuenca in Ecuador, über Inklusion, Qualität und Konzepte.

14.08.2014
© Colegio Alemán Stiehle de Cuenca - Deutsche Auslandsschule

Frau Mally-Schilling, die Deutsche Schule Stiehle Cuenca ist Gastgeber der Amerikatagung 2014 des Weltverbands Deutscher Auslandsschulen. Was sind die Themen, die Schulen wie Ihre bewegen?

Ein zentrales Thema ist die Qualitätsentwicklung, insbesondere des Deutschunterrichts. Wir müssen den Schülern ein zeitgemäßes Angebot machen und dürfen mit unseren Konzepten nicht stehen bleiben. Für uns Auslandsschulen gilt das in besonderer Weise, weil wir Botschafter sind. Ein weiteres Thema ist die Gewinnung, Qualifizierung und Fortbildung von Lehrern.

Was beschäftigt Auslandsschulen speziell in Ecuador?

Ecuador hat 2012 ein neues Schulgesetz erlassen. Bislang waren wir eine so genannte Experimentalschule, was uns viele Freiheiten gab. Nun sollen wir als „binationale Schule“ anerkannt werden. Gemeinsam mit den anderen deutschen Schulen arbeiten wir daran, die Vorgaben umzusetzen.

Klingt nach viel Bürokratie.

Der bürokratische Aufwand ist gestiegen. Ich sehe die Veränderungen aber auch positiv: Wir kooperieren jetzt viel enger mit unseren ecuadorianischen Partnern. Das ist bereichernd, für beide Seiten. Auch wir können viel lernen.

In welchen Bereichen?

Etwa bei der Inklusion, die hier schon ganz selbstverständlich gelebt wird. An einer Schule in unserer Nähe lernen in allen Klassen auch autistische Kinder. Darüber hinaus gibt es an jeder ecuadorianischen Schule mindestens einen Psychologen. Durch das Schulgesetz sind wir verpflichtet, uns in dieser Hinsicht ebenfalls stärker zu engagieren. Wir haben deshalb eine Gruppe von Lehrern gebildet, die besondere Qualifikationen etwa aus der Sonderpädagogik mitbringen.

Was ist eigentlich deutsch an der Deutschen Schule Stiehle Cuenca?

Vor allem der Unterricht. Er orientiert sich stark an deutschen Methoden und ermöglicht eine zielgerichtete, konzentrierte Art des Lernens. Das hat sich herumgesprochen. Vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe besuchen rund 620 Kinder und Jugendliche unsere Einrichtung.

Auslandsschulen gelten als Schulen der „Expats“. Trifft das auf Ihre Schule zu?

Nein. Hier in der Gegend gibt es keine großen deutschen Firmen. Für mehr als 95 Prozent unserer Schüler ist Deutsch eine Fremdsprache.

Das Schulgeld ist mit 295 bis 330 US-Dollar pro Monat für eine durchschnittliche ecuadorianische Familie recht hoch. Gibt es Fördermöglichkeiten?

Die Stiehle-Stiftung ermöglicht dem Sohn des Hausmeisters den Schulbesuch. Und die deutschen Kollegen beteiligen sich alle mit einer gewissen Summe an einem weiteren Vollstipendium. ▪

Interview: Helen Sibum