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SciTech – deutsches Fernsehen auf Arabisch

Die TV-Sendung „SciTech“ soll eine Brücke zur arabischen Welt schlagen.

يورغن ستريياك, 15.08.2014
© SciTech - Media

Wie viele Fernsehmoderatoren wird auch Constantin Schreiber auf der Straße erkannt. Aber keinem einzigen seiner deutschen Kollegen geschieht dies in der arabischen Welt. „Als wir jüngst eine Woche lang in Kairo gedreht haben“, sagt Schreiber, „passierte es immer wieder, dass ich auf der Straße angesprochen wurde.“ Der 35-Jährige präsentiert seit 2011 die Wissenschaftssendung „SciTech – Unsere Welt von morgen“. Sie läuft im Programm des privaten ägyptischen Satellitenkanals ONTV sowie im omanischen Fernsehen. Einschaltquoten werden nicht erhoben, aber die Resonanz, die die Sendung im Vergleich zu anderen ONTV-Programmen im Internet auslöst, mache ihren Erfolg deutlich, sagt Haitham Elsawy, der den Sendestart als ONTV-Manager begleitet hat und jetzt in Kairo die ONA Academy für TV-Journalisten leitet.

Ein deutscher Moderator, der fast perfekt Arabisch spricht – das verwundert viele

Constantin Schreiber moderiert die Sendung in nahezu perfektem Arabisch. Allein das zieht vermutlich nicht wenige Zuschauer an. „Ägypter fragen immer wieder, ob meine Moderation synchronisiert sei“, sagt Schreiber, „viele glauben, ich würde nur die Lippen bewegen. Sie wollen wissen, ob ich arabische Eltern habe oder ob ich Muslim bin. Wenn ein blonder Deutscher so gut die Sprache beherrscht, dann vermuten sie dahinter eine besondere Geschichte.“Doch Schreiber ist weder arabischer Abstammung noch Muslim. Nach dem Abitur lernte er ein paar Monate lang in Syrien Arabisch und arbeitete später als Praktikant in einem Handelskontor im ägyptischen Port Said. Ab 2006 absolvierte er ein Volontariat bei der Deutschen Welle, die ihn später nach Dubai schickte. Schritt für Schritt vervollkommnete Schreiber seine Sprachkenntnisse und wurde so zum Medienbotschafter Deutschlands in der arabischen Welt. Heute moderiert er außerdem beim privaten deutschen Nachrichtensender n-tv.

Schreibers Sprachtalent erleichtert jedoch nicht nur die Kommunikation mit den arabischen Zuschauern von SciTech. „Es wirkt auch als besondere Geste gegenüber dem Publikum“, sagt Haitham Elsawy. „Die Zuschauer spüren, dass sich der Moderator für sie interessiert.“ Damit passt Schreibers Moderation perfekt ins Konzept der Sendung. Sie soll gesellschaftliche Brücken zwischen Deutschland und der arabischen Welt schlagen. 2011 hatte das Auswärtige Amt die Produktion eines solchen dialogorientierten Programmes für junge Zuschauer ausgeschrieben. Bedingung war, dass es in Zusammenarbeit mit arabischen TV-Partnern entsteht. Außerdem soll die Arbeit deutscher Bildungs- und Forschungsinstitutionen sowie die vergleichbarer Einrichtungen in der arabischen Welt präsentiert werden. Die Berliner Produktionsfirma Boekamp & Kriegsheim bekam den Zuschlag.

Die Sendung SciTech widmet sich Themen aus Wissenschaft und Forschung und zwar im weitesten Sinne. So geht es um neue deutsche Technologien zur schadstoffarmen Energiegewinnung oder um Modeprojekte, um umweltfreundlich begrünte Dächer in Ägypten oder um das Fahrradfahren im Kairoer Straßenverkehr. „Verkehr und Mobilität sind als Thema ein Dauerbrenner in Ägypten“, betont Produzent Felix Kriegsheim. Besonders große Resonanz erfahren Beiträge, die in Zusammenarbeit mit ägyptischen Hochschulen entstehen. „In einer Folge stellten wir Klimaanlagen vor“, sagt Constantin Schreiber, „die an der Universität Assiut entwickelt wurden und die besonders gut unter den extremen klimatischen Bedingungen in Ägypten funktionieren.“

Die meisten Reaktionen sind 
positiv, nur selten gibt es Kritik

Die neuen Folgen von „SciTech – unsere Welt von morgen“ werden Ende 2014 auf ONTV zu sehen sein. Insgesamt sind dann 41 Folgen seit 2011 gelaufen. Jede Folge ist 25 Minuten lang und besteht aus drei Beiträgen. ONTV strahlt sie einmal im Monat aus. Darüber hinaus produziert das 15-köpfige Team der Berliner Firma mit Partnern im Oman eine Sendung mit demselben Titel und ähnlichem Konzept, die Oman TV ausstrahlt.

Die Reaktionen der Zuschauer sind zumeist positiv. Nur selten kommt Kritik. „Ein Imam aus Oberägypten schrieb mir, dass er es schlimm findet, wenn Ungläubige nun auch das ägyptische Fernsehen infiltrieren“, erzählt Schreiber. Es überrascht nicht, dass die Sendung auch für Misstrauen sorgt. Sie wird von einem deutschen Ministerium finanziert und vor der Ausstrahlung dort auch abgenommen. Gleichzeitig müssen aber auch die ägyptischen Partner von ONTV die Inhalte genehmigen. „Wir schicken die Anmoderationen und Sprechertexte vor der Aufzeichnung an den Sender“, sagt Schreiber. Bislang haben weder die deutsche noch die ägyptische Seite die Arbeit der Berliner Produzenten eingeschränkt. Die Entscheidungsprozesse würden denen ähneln, wie sie auch bei deutschen Sendern ganz normal seien, betont Felix Kriegsheim. „Es gibt da einen Satz, den wir bislang noch nie gehört haben“, sagt er, „der lautet: Das geht auf gar keinen Fall!“