Zum Hauptinhalt springen

Die Ernährung der Zukunft sichern

Konservierende Landwirtschaft kann die Bodenfrucht­barkeit wesentlich steigern. Das Bundesforschungs­ministerium fördert im Rahmen seiner Afrika-Strategie ein Projekt, das die Methoden optimiert.

Kurt de Swaaf, 25.03.2015

Auf keinem Kontinent wächst die Bevölkerung so schnell wie in Afrika südlich der Sahara. Aktuell beträgt die Zunahme rund drei Prozent jährlich. Dementsprechend steigt auch der Nahrungsbedarf. Doch die landwirtschaftliche Produktion kann mit dieser Entwicklung kaum Schritt halten. Zahlreiche deutsche Bildungs-, Forschungs- und Mittlerorganisationen sind seit langer Zeit – teilweise seit mehr als fünf Jahrzehnten – in Ländern des afrikanischen Kontinents aktiv und widmen sich gemeinsam mit afrikanischen Partnern unterschiedlichen globalen Herausforderungen wie der Ernährungsunsicherheit. Gefördert werden viele Projekte vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), das sein Engagement in den vergangenen Jahren immer weiter ausgebaut hat: Im Juni 2014 stellte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka gemeinsam mit Martial De-Paul Ikounga, Kommissar der Afrikanischen Union für Humanressourcen, Wissenschaft und Technologie, die neue Afrika-Strategie ihres Hauses vor. Deutschland und der afrikanische Kontinent kooperieren bereits seit 30 Jahren erfolgreich. Doch die Zusammenarbeit wurde nun auf eine neue Stufe gestellt: Forschung soll partnerschaftlich und zum beiderseitigen Nutzen betrieben werden.

Eines der vom BMBF geförderten Kooperationsprojekte nimmt die sogenannte konservierende Landwirtschaft, englisch abgekürzt CA, in den Blick. Der wichtigste Grundsatz der Methode: der Verzicht auf intensive Bodenbearbeitung. Pflügen sei prinzipiell tabu, betont Johannes Schuler vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung im brandenburgischen Müncheberg, das die Zusammenarbeit im Projekt leitet. Das ökologische Gefüge werde gestört – und das führe zu einer erhöhten Verdunstung. Die Erde trocknet schneller aus. Landwirte, die nach CA-Grundsätzen arbeiten, achten außerdem auf eine sinnvolle Fruchtfolge sowie eine ständige Bodenbedeckung. Diese bremst das Unkrautwachstum und senkt ebenfalls den Feuchtigkeitsverlust. Die CA-Methode ist zwar nicht ganz neu, aber wirksam: Sie schone die Böden und fördere deren Fruchtbarkeit, erläutert Johannes Schuler. Unter dem Titel „INCAA – Innovative Conservation Agriculture Approaches: Food Security and Climate Action Through Soil and Water Conservation“ verhelfen neben dem Leibniz-Zentrum vier weitere Forschungseinrichtungen aus Burkina Faso, Kenia, Portugal und Österreich der konservierenden Landwirtschaft zu größerer Popularität. Zudem sind Experten aus Frankreich, Zimbabwe und Malawi beteiligt.

Damit sich die konservierende Landwirtschaft südlich der Sahara etabliert, müssen die schon bestehenden und etwa in Nord- und Südamerika angewendeten Verfahren regionalen Gegebenheiten angepasst werden, erläutert der Agrarwissenschaftler. Zwei Herausforderungen sind dabei die weit verbreitete Wasserknappheit und der Mangel an Düngemittel. In Burkina Faso haben die Projektpartner deshalb eine traditionelle Methode wieder eingeführt: Sie setzen Nutzpflanzen in zuvor ausgehobene und zum Teil wieder aufgefüllte Gruben ein. Darin sammelt sich das Wasser, die Verluste durch Abrinnen werden minimiert. Ein ähnlicher Ansatz kommt nun auch in Sambia zum Einsatz, wie Johannes Schuler berichtet. Dort seien die Löcher kleiner, und hauptsächlich zum Einbringen des Düngers gedacht. „Weil dieser direkt an den Füßen der Pflanzen sitzt, sind die Erträge deutlich höher.“ Bei Mais sei sogar eine Verdopplung möglich.