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Ein Netzwerker in Kamerun

Der Germanist David Simo ist ein Brückenbauer zwischen Deutschland und Kamerun.

Gemma Pörzgen, 23.06.2015

Es war eigentlich Zufall, dass David Simo als Kind in der Schule Deutsch lernte. Aus Zufall wurde Bestimmung: Einige Jahre später ging der Kameruner zum Germanistik-Studium an die Elfenbeinküste und ließ sich dort zunächst zum Deutschlehrer ausbilden. Simo studierte auch in Europa und wurde an der Universität Hannover mit einer Arbeit über den Schriftsteller Hubert Fichte habilitiert. Als an der Universität Yaoundé in seinem Heimatland eine Deutschlandabteilung eröffnet wurde, übernahm Simo die Leitung und baute die Germanistik zu einem der führenden Lehrstühle in Westafrika auf. Der 64-jährige Professor spricht fließend und akzentfrei Deutsch. Zuhörer vergessen schnell, dass er Afrikaner ist.

2008 wurde Simo mit dem Reimar Lüst-Preis für internationale Wissenschafts- und Kulturvermittlung ausgezeichnet. Der mit 50 000 Euro dotierte Preis der Fritz Thyssen Stiftung und der Alexander von Humboldt-Stiftung würdigte den herausragenden Literaturwissenschaftler für seine Verdienste um die akademischen Beziehungen zu Deutschland. Seither ist Simo mit beiden Stiftungen eng verbunden. Die Fritz Thyssen Stiftung förderte von 2010 bis 2014 an der Universität Yaoundé mit 450 000 Euro den Aufbau des Deutsch-Afrikanischen Wissenschaftszentrums (DAW), dessen Direktor Simo heute ist. „Für uns war das eine ungewöhnliche, gut begründete Förderung“, sagt der Vorstand der Thyssen Stiftung Frank Suder und lobt Simos außergewöhnliche Qualitäten als „wissenschaftlicher Netzwerker“. „Wir haben das mit großem Optimismus aufgebaut“, sagt der Kameruner Germanist über das DAW, das allerdings seit Ende der deutschen Förderung um seine Zukunft bangt. Als Vertrauenswissenschaftler der Humboldt-Stiftung ist der Professor bis heute zentraler Ansprechpartner für viele junge Afrikaner aus ganz Westafrika, die sich für einen Forschungsaufenthalt in Deutschland interessieren und nähere Informationen suchen.

Simo, der sich seit 40 Jahren im akademischen Austausch zwischen Deutschland und Afrika engagiert, betont das große Interesse Kameruns an Deutschland. „Deutsch ist in Kamerun reguläres Schulfach. Hunderttausende Kameruner lernen die Sprache“, sagt der Germanist. Rund 6000 Kameruner studieren derzeit in Deutschland, nicht nur Germanistik, sondern auch Informatik oder Ingenieurwissenschaft.