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Große Chancen 
für junge Talente

Die Zukunft Afrikas liegt in den Händen junger afrikanischer Führungskräfte. Um sie für die Herausforderungen in ihren Ländern fit zu machen, engagiert sich Deutschland als Partner in Bildung und Forschung.

07.07.2016

Gabriel Moongela hat es geschafft: Seit einem Jahr arbeitet er als Spezialist im Bereich Beschaffungswesen beim südafrikanischen Getränkeabfüller Coca-Cola Sabco. Und das, obwohl die Ausgangsposition des jungen Afrikaners nicht ideal war. „Ich stamme aus eher ärmlichen Verhältnissen“, sagt Moongela. Statt sich damit abzufinden, habe er aber immer an sich und sein Potenzial geglaubt. „Der persönliche Hintergrund eines Menschen darf niemals darüber entscheiden, ob man es zu etwas bringt. Jeder sollte seine Möglichkeiten stets voll ausschöpfen.“ Gelungen ist Moongela dies vor allem durch seine Beharrlichkeit, harte Arbeit – und die Unterstützung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD).

Gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt unterstützt der DAAD seit vielen Jahren die Ausbildung talentierter Masterstudierender und Doktoranden in insgesamt acht Fachzentren in Afrika. Eines dieser Fachzentren ist das Namibian-German Centre for Logistics an der Namibia University of Science and Technology in Windhoek, an dem Gabriel Moongela sein Masterstudium absolviert hat. Die Kooperation mit der Hochschule Flensburg eröffnet Studierenden und Professoren in Afrika und Deutschland gleichermaßen neue Perspektiven und regt den interkulturellen Austausch sowie die Bildung wichtiger Netzwerke an. Ziel der Zusammenarbeit ist der Aufbau von Führungspersönlichkeiten auf dem afrikanischen Kontinent, insbesondere vor dem Hintergrund der steigenden Nachfrage des Arbeitsmarktes nach qualifizierten Fachkräften.

„Man kann von ganz unten kommen und dennoch eine herausragende Führungskraft werden“, sagt Janntje Böhlke-Itzen, Projektleiterin an der Hochschule Flensburg. „Wir dürfen das Potenzial der afrikanischen Staaten, wie zum Beispiel Namibia, nicht ignorieren, sondern müssen in exzellenten Nachwuchs investieren.“ Die sieben weiteren Fachzentren befinden sich in Ghana, Tansania, Südafrika, Kenia sowie in der Demokratischen Republik Kongo. Jedes Fachzentrum widmet sich einem anderen Bereich. Die Themen reichen von Entwicklungsforschung und Rechtswissenschaften über Internationales Strafrecht und Wirtschaftskriminalität bis hin zu Mikrofinanzierung. Die Absolventen sollen als Multiplikatoren fungieren und ihr Wissen in ihren Ländern weitergeben – gegen den „Brain Drain“ in Afrika.

Gerade im Aufbau ist das achte DAAD-Fachzentrum, das „Kenyan German Centre for Mining, Environmental Engineering und Resource Management” (CEMEREM). Das Kompetenzzentrum, das am Taita Taveta University College (TTUC) im Süden Kenias entsteht und sich an die junge afrikanische Elite im Rohstoffsektor richten soll, ist ein gemeinsames Projekt der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden und der Technischen Universität Bergakademie Freiberg mit Förderung des DAAD. Wie viele afrikanische Staaten ist auch Kenia reich an Bodenschätzen wie Gold, Eisen, Zink, Kohle oder Erdöl. Bisher fehlt es aber an Wissen, um die Ressourcen nachhaltig zu nutzen. Auch geeignete Ausbildungsstätten rund um Bergbau, Geowissenschaften und Umwelttechnik gibt es bislang kaum.

Das soll sich mit dem CEMEREM ändern. „Der Aufbau des CEMEREM am Taita Taveta University College in Voi ist ein Meilenstein der deutsch-afrikanischen Kooperation in Wissenschaft und Forschung“, sagt Veronika Bellmann, Bundestagsabgeordnete und Mitglied des Unionarbeitskreises Afrika im Deutschen Bundestag. Laut Bellmann seien Bildung und Wirtschaftsförderung in Afrika Hilfe zur Selbsthilfe und damit die effektivste Fluchtursachenbekämpfung.

Konkret geplant seien im Rahmen des CEMEREM die Einrichtung entsprechender Studiengänge, der Aufbau eines spezifischen Weiterbildungsangebots sowie die Ausstattung von Laboren. Darüber hinaus sollen Promotionskooperationen und die Bildung von Netzwerken mit Industriepartnern in Deutschland und Ostafrika gefördert werden. Und nicht zuletzt soll der wissenschaftliche und interkulturelle Austausch auf Studenten- und Professorenebene intensiv gepflegt werden.

In Afrika studieren heute mittlerweile 10,2 Millionen Menschen, davon 5,2 Millionen in Subsahara-Afrika. Im Rahmen seiner Afrika-Strategie will das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Zusammenarbeit mit Afrika in den Bereichen Bildung und Forschung in den kommenden Jahren weiter systematisch ausbauen. Eine Maßnahme ist die Einrichtung von insgesamt fünf Forschungslehrstühlen am „African Institute for Mathematical Sciences“ (AIMS). Dieses panafrikanische Netzwerk ist ein Zusammenschluss verschiedener Exzellenzzentren, an denen postgraduierte afrikanische Elitestudenten auf höchstem Niveau in Mathematik und verwandten Wissenschaften ausgebildet werden.

„Mit AIMS gewinnen wir junge afrikanische Talente für Mathematik und alle Fächer, die darauf aufbauen“, so Georg Schütte, Staatssekretär im BMBF. „Wir fördern sie in diesen Institutionen, damit sie unabhängig vorausdenken, Probleme lösen und Afrikas wissenschaftliche und wirtschaftliche Zukunft gestalten.“ Dass die Arbeit des AIMS bereits Früchte getragen hat, beweisen die Lebensläufe der ersten Alumni. Einer von ihnen, Gaston Mazandu, arbeitet heute als Bioinformatiker an der Bekämpfung von Ebola. Eine andere Alumna, Tabitha Gathoni Mundia, hat eine Führungsrolle bei der Entwicklung mobiler Bezahlsysteme im afrikanischen Finanzsektor. ▪

Ellen Bolduan