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Grünes Talent aus Israel

Emily Elhacham, 25 Jahre alte Wissenschaftlerin der Tel Aviv Universität, gehört zu den Green Talents 2016.

Jennifer Bligh, 05.12.2016
© Ralf-Peter Witzmann/BTU - Emily Elhacham and Vitali Scherbahn

„Manchmal kann ich selbst kaum fassen, wie gut es gerade bei mir läuft“, sagt Emily Elhacham. Die  Nachwuchswissenschaftlerin aus Tel Aviv wird in wenigen Monaten ihre Master-Thesis zum Thema Sensing-Technologien und -Systeme abgeben. „Dieses Thema treibt mich an, und wird mich weiter begleiten“, erzählt Emily. Sie ist gerade vom deutschen Green Talent Forum zurückgekehrt. Bedenken, dass die Reise so kurz vor Abgabe der Masterarbeit ein Problem darstellen könnte, hatte Emily keine Minute. „Im Gegenteil!“ Sie sei jetzt noch motivierter als vorher.

Das deutsche Bundesministerium für Bildung Forschung (BMBF) vergibt die Auszeichnung Green Talent einmal im Jahr und zeichnet damit internationale Nachwuchswissenschaftler für kreative Forschung in der Umwelttechnologie aus.  Gesucht werden Ideen, die nachhaltig zur Bewältigung globaler Herausforderungen wie dem Klimawandel, schwindenden Energieressourcen und massiver Umweltverschmutzung beitragen können. Die 25 grünen Talente stammen aus allen Disziplinen, von Marinebiologie über Chemie bis zu Sozialwissenschaften – und aus der ganzen Welt. Zusammen mit namhaften Experten, Professoren und Instituten aus Deutschland tauschen sie sich aus und arbeiten zwei Wochen lang gemeinsam an Herausforderungen der Zukunft. „Das Tolle war, dass wir uns direkt mit den Professoren und Experten unterhalten haben“, erzählt die Studentin begeistert. Für Emily war das Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven besonders faszinierend, da die internationale Gruppe auch auf das Forschungsschiff „Heinke“ durfte. „Wir überlegten, welche Forschungsmethoden aus anderen Bereichen auch in den Ozeanen verwendet werden könnten.“

Beispielsweise Emilys Forschung rund um die Sensing-Technologie könnte hier interessant werden. „Wenn eine Trinkwasser-Ressource verschmutzt ist, dauert es normalerweise, bis Wasserproben entnommen, im Labor getestet und die Ergebnisse dann kommuniziert werden“, erklärt sie. Im schlimmsten Fall sei das Wasser bereits im Wasserhahn oder habe das Ökosystem belastet. Mit dem Nano-System wird Wasserverschmutzung in Echtzeit aufgedeckt, da kleine Sensoren in den Wasserquellen oder Leitungen sofort melden, wenn sich ein Wert drastisch ändert. „So kann man schneller reagieren und die Menschen und Umwelt effektiver schützen.”

Die zweite Station des Green Talent Forums waren individuelle Treffen der Preisträger mit Gesprächspartnern deutscher Universitäten, für deren Forschungsarbeit sie sich interessieren. Emily hatte auf ihrem Wunschzettel drei Namen stehen: Mirsky, Corsmeier und Kropp. „Und alle drei Besuche haben geklappt, das war unglaublich“, erzählt Emily. Das Projekt von Professor Vladimir M. Mirsky von der BTU Brandenburg sei das aktuellste, was es derzeit in ihrem eigenen Forschungsbereich gebe: Sensoren entdecken einzeln absorbierte Nanopartikel in Flüssigkeiten. „Und ich habe das Gerät, mit dem er arbeitet, gesehen“, erzählt sie aufgeregt. Der Doktorand Vitali Scherbahn aus der Forschergruppe von Professor Mirsky erklärte Emily Elhacham das Analysegerät Nanodetector an der BTU Cottbus–Senftenberg genauer.

Auch der KITcube des Karlsruher Instituts für Technologie unter der Leitung von Professor Ulrich Corsmeier war für Emily hochinteressant. Die Station misst einen Ausschnitt der Atmosphäre mit einer Kantenlänge von rund zehn Kilometern und wertet daraus umweltbezogene und atmosphärische Parameter aus. „In den KITcubes werden die Folgen von Urbanisierung auf Umwelt und Klima erforscht, wie beispielsweise in Israel am Toten Meer“, erzählt Emily.

Am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung traf Emily Professor Jürgen P. Kropp. „Es ist unbezahlbar, sich mit Kollegen aus den gleichen Bereichen auszutauschen“, findet Emily.

Den Abschluss bildete eine Konferenz mit Green Talent Alumni aus den früheren Jahren und anderen Arbeitsgruppen. „Wir haben ein Netzwerk von Nachwuchsforschern aus dem Umweltbereich entwickelt“, erzählt Emily stolz. Auch sieht sie spannende Möglichkeiten für die Zukunft. Doch der weitere Austausch und auch der zweite Teil der Auszeichnung,  ein wissenschaftlicher Aufenthalt von bis zu drei Monaten an einem deutschen Forschungsinstitut, müssen noch warten. Emily folgt jetzt erstmal ihrer eigenen Agenda: „Ich kann es kaum erwarten, an die nächsten Schritte zu denken, aber jetzt muss ich erstmal meine Masterarbeit abgeben“.