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Mit Wissen 
die Welt verändern

Ein Stipendienprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) stärkt junge Menschen, die Verantwortung übernehmen wollen – wie Felipe Bley Folly aus Brasilien.

15.01.2016

Forschung im akademischen Elfenbeinturm – für Felipe Bley Folly undenkbar. „Ich habe Jura studiert, um die Welt zu verändern“, sagt der 30-jährige Brasilianer. Schon während seiner Zeit an der Universität in Curitiba unterstützte er Gemeinden in der Menschenrechtsbildung, später arbeitete er in einer lokalen Menschenrechtsorganisation. „Der Dialog zwischen Theorie und Praxis ist mir sehr wichtig.“ Auch deshalb kam er 2013 an die Universität Osnabrück – als Stipendiat im Programm Public Policy and Good Governance (PPGG) des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD).

Mit dem Programm will der DAAD zukünftige Führungskräfte aus Politik, Justiz, Wirtschaft und Verwaltung weiterqualifizieren und sie so auf ihre spätere Arbeit vorbereiten. Nach dem Studium, so die Idee, sollen die Alumni dazu beitragen, in ihren Heimatländern gute Regierungsführung und zivilgesellschaftliche Strukturen zu unterstützen.

Die Bewerber – Absolventen oder Nachwuchskräfte mit erster Berufserfahrung aus Afrika, Lateinamerika, Asien sowie dem Nahen und Mittleren Osten – können zwischen verschiedenen Master-Studiengängen an acht deutschen Hochschulen wählen. Felipe Bley Folly entschied sich für den Studiengang „Demokratisches Regieren und Zivilgesellschaft“ in Osnabrück. Dafür gab er sogar ein Dissertationsprojekt auf – die Entscheidung hat er nicht bereut: „Es war gut, die Perspektive zu wechseln und das Thema Menschenrechte nicht nur aus juristischer, sondern auch aus politischer Sicht zu betrachten“, sagt der junge Brasilianer. „So habe ich die Rolle der sozialen Bewegungen und der Zivilgesellschaft noch viel besser verstanden.“

Von den 30 Studierenden seines Jahrgangs waren mehr als ein Drittel PPGG-Stipendiaten. „Das Studium mit Menschen aus Ägypten, Uganda, Pakistan oder Äthiopien hat mir deutlich gemacht, dass die Probleme in den Ländern oft ähnlich sind“, sagt der Jurist. „Doch auch der Austausch mit den deutschen Kommilitonen war wichtig.“ Mit der Sprache hatte Bley Folly keine Probleme, zumal er vorher in Berlin ein Aufbaustudium absolviert hatte. Stipendiaten mit weniger Deutschkenntnissen belegen vor Studienbeginn einen sechsmonatigen Kurs – die Lehrveranstaltungen im Master-Studium finden je nach Programm auf Deutsch, Englisch oder in beiden Sprachen statt.

Für die Stipendiaten gibt es eine enge Betreuung durch den DAAD – mit einer Orientierungswoche in Bonn, mit Treffen und Wochenendseminaren. Das Interesse am Programm ist groß: Auf die 94 Studienplätze, die der DAAD 2014 zu vergeben hatte, bewarben sich rund 1300 junge Frauen und Männer.

Felipe Bley Folly sammelt nach seinem Abschluss im Herbst 2015 weitere Erfahrung in Deutschland – er arbeitet in Heidelberg für FIAN, eine Nichtregierungsorganisation, die für das Recht auf Nahrung kämpft. Sein Herz hängt an der Arbeit zu Menschenrechten, sagt Bley Folly: „Das kann ich überall auf der Welt machen.“ ▪

Martin Reischke