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„Wir brauchen neue Tourismuskonzepte“

Ein neuer deutsch-ägyptischer Studiengang bildet die Kulturerbe-Experten von morgen aus.

15.08.2014
© Antje Katzschner

Frau Katzschner, bei Ihnen als Projektkoordinatorin laufen alle Fäden des Masterstudiengangs „Heritage Conservation and Site Management“ zusammen. Was ist das Besondere an dem neuen Angebot?

Unser Studiengang verbindet die Arbeitsmethoden der Denkmalpflege mit Aspekten des Kultur- und Businessmanagements. Diese Kombination ist essentiell, um kulturelle Stätten langfristig zu erhalten und gleichzeitig kommerziell im Rahmen des Kulturtourismus zu nutzen. Um unsere Studierenden auf diese Herausforderung vorzubereiten, vermitteln wir ihnen eine breite Auswahl an Inhalten, mit denen sie im Berufsleben konfrontiert werden.

Welche Fächer stehen auf dem Programm?

Marketing und Fundraising gehören dazu, ebenso Stadtplanung, Denkmalpflege oder Strategien für die Tourismusentwicklung. Wir bieten auch Veranstaltungen im Eventmanagement an. Es ist dringend notwendig, neue Tourismuskonzepte zu entwerfen.

Im Oktober 2013 startete der erste Jahrgang. Wie läuft es bisher?

In diesem Semester sind alle Teilnehmer in Cottbus – elf Studierende aus Kairo sind dabei. Viele kommen aus der Tourismusbranche, andere aus der Architektur oder den Kulturwissenschaften. Wegen der Unruhen in Ägypten hatten wir anfangs kaum deutsche Einschreibungen. Das sieht jetzt ganz anders aus. Insgsamt haben wir bisher 70 Anfragen. Nicht nur Deutsche und Ägypter, auch Studierende aus Indien, Bangladesch oder Mexiko kommen für den Masterstudiengang nach Cottbus, das ist wirklich eine sehr internationale Gruppe.

Wie sieht die Planung der nächsten zwei Jahre aus?

Die Implementierung eines Masterstudiengangs mit Doppelabschluss in universitäre Strukturen ist nicht einfach. Noch haben wir teilweise Flying Faculties. Das heißt, Dozenten der Cottbusser Universität fliegen nach Kairo und unterrichten dort. Am 30. September 2016, mit dem Abschluss des ersten Jahrgangs, läuft die Förderung durch den DAAD aus. Wir bilden schon jetzt Lehrkräfte in Ägypten aus, die die Flying Faculty ersetzen werden.

Was wünschen Sie den Studierenden?

Eine Zeitlang in Deutschland zu leben, das ist für viele Studierende aus Kairo eine Herausforderung. Kulturell, aber auch im Hinblick auf das Studium. Die Teilnehmer sind sehr frei bei der Auswahl ihrer Wahlpflichtmodule, das fällt vielen schwer. Wir kümmern uns sehr intensiv um die Gruppe, klären, wo ihre Interessen liegen und erstellen mit ihnen einen Stundenplan. Sie sind hoch motiviert und ich bin zuversichtlich, dass der Abschluss und die erlernten Inhalte ihnen eine berufliche Zukunft ermöglichen, die gleichzeitig zum Erhalt der nachhaltigen Nutzung von Kulturstätten beiträgt. ▪

Interview: Gunda Achterhold