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Geschichte Teil 6: Neujustierung der Partnerschaft

Deutschland und die USA sind einander wichtig, sie teilen viele Erfahrungen und Werte. Aber sie sind nicht in allem einer Meinung.

Klaus Lüber, 02.10.2018
„Wunderbar together“ – das Motto des Deutschlandjahrs in den USA
„Wunderbar together“ – das Motto des Deutschlandjahrs in den USA © dpa

Nach dem Ende des Kalten Krieges ist kein Land so stark und einflussreich wie die USA. Der Krieg zur Befreiung Kuwaits im Frühjahr 1991 ist eine Demonstration militärtechnologischer Überlegenheit. Die USA sind alleinige Weltmacht, im Kampf der Ideologien hat sich der Liberalismus amerikanischer Prägung durchgesetzt. 

Der Schock nach 9/11

Dann geschehen die Terror-Anschläge des 11. September 2001 und fast alles wird anders. Die USA sind unter Schock – die Menschen in Deutschland ebenso. Deutschland steht beim folgenden US-Krieg gegen den Terror an der Seite der USA. Die deutsche Beteiligung am Einsatz in Afghanistan beginnt kurz darauf im Rahmen der Operation Enduring Freedom und des ISAF-Einsatzes. Es zeigt sich jedoch auch, dass das Verhältnis stabil genug ist, um auch Dissonanzen zu verkraften. Als US-Präsident George W. Bush sich 2003 entscheidet – unter anderem wegen der Verbindungen zum Terrornetzwerl Al-Qaida, das die Terroranschläge am 11. September 2001 ausgeführt hatte – eine Invasion in den Irak vorzunehmen, weigert sich Deutschland unter Bundeskanzler Gerhard Schröder, am Krieg teilzunehmen.

Merkel und Obama – transatlantische Freunde

2009 wird Barack Obama Präsident der USA. Bei den Deutschen ist er von Anfang an sehr beliebt. Das Verhältnis der beiden Regierungen entwickelt sich zu einer engen Partnerschaft. Obama betont mehrmals, wie wichtig ihm die deutsche Kanzlerin Angela Merkel ist. Er betrachtet sie, die als erste Frau seit 2005 Regierungschefin in Deutschland ist, als seine wichtigste Verbündete in Europa.

Erneuerung der Partnerschaft

Heute verbindet Deutschland und die USA die lange gewachsene Freundschaft. Eine wichtige Säule der Beziehungen ist das gemeinsame Engagement in der NATO. Die umfassende sicherheitspolitische Zusammenarbeit Deutschlands und der USA hat sich in ihren Schwerpunkten, zu denen auch die Bekämpfung des internationalen Terrorismus zählt, immer weiterentwickelt. Durch regelmäßige Besuche pflegen Bundeskanzlerin Merkel, Bundesaußenminister Maas und andere Kabinettsmitglieder die Kontakte zwischen beiden Ländern.

Angela Merkel, Donald Trump
© dpa

Auch die Wirtschaftsbeziehungen sind eng: Die USA sind für Deutschland mit einer Warenausfuhr im Wert von 111,53 Milliarden Euro im Jahr 2017 das wichtigste Exportland. Und Deutschland ist der wichtigste Handelspartner der USA in Europa. Bei den Investitionen belegt Deutschland Rang vier der Top-Investoren in Amerika, hinter Großbritannien, Kanada und Japan.

Gleichwohl haben Deutschland und die USA unterschiedliche Haltungen zu verschiedenen aktuellen Themen – dazu gehört ein unterschiedliches Verständnis des Multilateralismus. Der deutsche Außenminister Heiko Maas hat im August 2018 die Eckpunkte einer neuen USA-Strategie umrissen und eine „Neuvermessung“ der Partnerschaft angeregt. „Nicht um sie hinter uns zu lassen, sondern um sie zu erneuern und zu bewahren“, so Maas.

Heiko Maas
Außenminister Heiko Maas in New York © dpa

Positives Deutschlandbild

Interessanterweise können die Meinungsunterschiede auf politischer Ebene der grundsätzlichen, transatlantischen Verbundenheit auf zivilgesellschaftlicher Ebene wenig anhaben. In den USA wird Deutschland, trotz aller Kritik von Teilen der Regierung, nach wie vor und sogar in wachsendem Umfang positiv wahrgenommen – als Wirtschaftsstandort, als Technologiestandort, als modernes, tolerantes, offenes Land.

Wunderbar Together
© dpa