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Erfolgreich auf beiden Seiten des Atlantiks

Die Deutsche Katharina Oelschläger spielt Fußball in den USA – und verrät, weshalb sie dort auffällt.

Jessica KraußInterview: Jessica Krauß, 06.06.2024
Katharina Oelschläger spielt im Mittelfeld ihrer US-Mannschaft.
Katharina Oelschläger spielt im Mittelfeld ihrer US-Mannschaft. © Adam Koszo

Mit acht Jahren fängt Katharina Oelschläger an, in einem Verein ihrer Heimatstadt Meerbusch in Nordrhein-Westfalen Fußball zu spielen. Als ein Scout des in Deutschland sehr populären Vereins Borussia Mönchengladbach vier Jahre später ausgerechnet sie, das einzige Mädchen in der Jungsmannschaft, zum Probetraining einlädt, weiß Katharina: Sie will Profi werden. Fast sieben Jahre lang spielt sie bei Borussia Mönchengladbach, schafft es in die Niederrhein-Auswahl und zieht nach dem Abitur in die USA, um Psychologie zu studieren und um weiter Fußball zu spielen. 

Katharina, seit 2021 lebst du in den USA. Wieso wolltest du nach Amerika umziehen? 

Ein Teil meiner Familie lebt dort, und wir waren früher häufig zu Besuch. Ich habe mich schon als Kind in das Land verliebt, in die Menschen, die Offenheit und das Lebensgefühl. Irgendwie wusste ich schon immer, dass ich dort einmal leben möchte. Außerdem kann ich in den USA mein Studium und den Sport durch mein Stipendium perfekt vereinen. 

Du warst gerade mal 18 Jahre alt, als du nach Amerika gezogen bist, bis dahin hattest du nur in deutschen Vereinen trainiert. Wie war es, auf einmal in einem anderen Land Fußball zu spielen? 

Angefangen habe ich an einem Community College in Kansas City, dort habe ich anderthalb Jahre lang gespielt. Das war ein guter Start für mich in den USA, weil ich dort viel spielen durfte und nicht nur auf der Bank saß. Ich wurde sogar zweimal mit dem MVP-Titel („most valuable player of the year“) ausgezeichnet, das hat mich sehr geehrt. Außerdem sind wir in meinem ersten Jahr zum National Tournament nach Georgia gefahren und waren somit unter den zwölf besten College-Teams des Landes. Im Sommer 2022 bin ich dann an die Florida Gulf Coast University gewechselt, eine größere Universität mit einer Mannschaft, die in der NCAA D1 spielt, der besten Liga, die es im College-Sport gibt. 

Glücklich an der Florida Gulf Coast University: Katharina Oelschläger
Glücklich an der Florida Gulf Coast University: Katharina Oelschläger © privat

Welche Unterschiede gibt es zwischen dem Fußballspielen in Deutschland und in den USA? 

In den USA wird mehr Wert auf Athletik, Schnelligkeit und Körperlichkeit gelegt, während wir in Deutschland eher technisch und taktisch ausgebildet werden. Die Unterschiede fallen auch total auf, wenn man sich ein Spiel anschaut – im amerikanischen Fußball werden oft lange Bälle nach vorne geschlagen. Spieltechnisch falle ich in so einer Mannschaft auf, weil ich durch meine Ausbildung bei Borussia Mönchengladbach den Amerikanerinnen technisch und taktisch etwas voraus bin. Ansonsten wird im amerikanischen Fußball generell mehr Fokus auf uns Frauen gelegt. Unser Team bekommt genauso viel Geld von der Uni wie die Männer und wir werden genau gleichbehandelt. Wir bekommen mehr Aufmerksamkeit als in Deutschland, dadurch fühlt man sich hier gesehen. Diese Wertschätzung ist sehr schön.  

…trotzdem willst du langfristig wieder nach Deutschland zurückkommen. Was hast du für die Zukunft geplant? 

Ja, ich will auf jeden Fall nach meinem Bachelor Ende des Jahres zurück nach Europa kommen, um dort professionell Fußball zu spielen – das ist mein großer Traum. In den USA ist es als Nicht-Amerikanerin enorm schwierig, es bis in die Spitzenteams zu schaffen, da es starke Beschränkungen gibt und ein hoher Prozentsatz der Spielerinnen gebürtig aus den USA kommen muss. In Deutschland habe ich damals bei Gladbach eine super Ausbildung genossen und würde daran gerne weiter anknüpfen. Es muss nicht unbedingt wieder ein deutscher Verein werden, aber ich möchte bei einem europäischen Team in der ersten oder zweiten Liga des Landes spielen. Dafür schneide ich gerade schon ein Highlight-Video zusammen, um mich damit bei Vereinen und Beratern zu bewerben. Außerdem habe ich langsam ein bisschen Heimweh und vermisse das Fahrradfahren, da freue ich mich schon wieder drauf.