Berliner Schwestern in der WNBA
Basketball, Football, Zehnkampf: Wie vier junge deutsche Sportler in den USA für Aufsehen sorgen.
Nyara Sabally: Auf den Spuren der Schwester
Die erste Begegnung in der US-Basketballliga WNBA entschied die jüngere der Berliner Sabally-Schwestern für sich: Die 23-jährige Nyara gewann im Juni 2023 mit New York Liberty gegen die Dallas Wings der 25 Jahre alten Satou. Die „große Schwester“ hat Nyara zwar unter anderem die Erfahrung voraus, schon seit 2020 in der stärksten Liga der Welt aktiv zu sein. Doch Nyara, die dort nun ihre erste Saison spielt, hat selbst schon einige Erfolge vorzuweisen. 2018 wurde sie mit Deutschland U18-Europameisterin und zur besten Spielerin des Turniers gewählt. Am College zählte sie zu den herausragenden Spielerinnen der Oregon Ducks, auch weil sie auf unterschiedlichsten Positionen spielen kann. In der Draft der Saison 2022 wurde Nyara an fünfter Stelle von New York Liberty ausgewählt, verpasste ihre erste Saison aber, weil sie verletzt war. Dass sie es wie ihre Schwester in die Eliteliga WNBA schaffen würde, stand für die Berlinerin fest. Vor dem Spiel gegen Satous Team sagte Nyara: „Es war nicht die Frage, ob es passiert, sondern nur wann. Ich habe viel Vertrauen in unsere Fähigkeiten.“
Hero Kanu: Aus Bayern auf die große US-Bühne
„Er stach im wahrsten Sinne des Wortes heraus“: Was im Frühjahr 2023 auf einer Community-Website der Ohio State Buckeyes über Hero Kanu und das „Spring Game“ der US-Collegemannschaft zu lesen war, trifft es gut. Der Defensive Tackle misst 1,93 Meter, wiegt rund 140 Kilogramm und ist dabei von beeindruckender athletischer Präsenz. Der 18-Jährige aus dem bayerischen Geltendorf wird schon mit legendären NFL-Stars wie dem ähnlich hünenhaften Ndamukong Suh verglichen. Wie der Super-Bowl-Gewinner von 2021 spielte Kanu vor der Footballkarriere Fußball, sein Gewicht war dort aber letztlich ein Hindernis für größeren Erfolg. Ein Freund brachte ihn in seiner bayerischen Heimat zum Football; erst seit rund fünf Jahren ist er in dem in Deutschland immer populärer werdenden Sport aktiv. Ein US-Spielervermittler wurde auf Kanu aufmerksam und ebnete ihm den Weg zur kalifornischen Santa Margarita Catholic High School. Dort wurde er ins All-American-Team der besten High-School-Spieler gewählt. 27 Colleges und Unis warben um ihn, darunter so große Namen wie die Ohio State, für die sich Kanu schließlich entschied. Er sagt: „Ich will Großes erreichen.“ Die Zahl derer, die ihm das in den USA zutrauen, scheint beständig zu wachsen.
Leo Neugebauer: Ein König der Athleten
Seine Rekordjagd in Austin sorgte Anfang Juni 2023 auf beiden Seiten des Atlantiks für Aufsehen. Leo Neugebauer, deutscher Student an der University of Texas, stellte kurz vor seinem 23. Geburtstag mit 8.836 Punkten eine neue College-Bestleistung im Zehnkampf auf. Mit der Punktzahl hatte er auch den 39 Jahre alten deutschen Rekord von Jürgen Hingsen um vier Zähler überboten. Das bedeutet: Neugebauer ist in der ewigen internationalen Bestenliste der Leichtathletik-Königsdisziplin auf Rang neun vorgerückt – und nun einer der Titel-Favoriten bei der Weltmeisterschaft im August. Die Glanzleistung glückte ihm bei einem „Heimspiel“, denn schon 2019 ging Neugebauer mit einem Sportstipendium in die USA, wo er Wirtschaftswissenschaften studiert. In Deutschland tritt Neugebauer für die LG Leinfelden-Echterdingen unweit von Stuttgart an. Die Verbindung nach Deutschland ist nach wie vor stark. „Er ist immer noch derselbe, wenn er nach Hause kommt“, sagte seine Mutter Diana in einem TV-Interview nach dem Rekord. Für die Zukunft hat Leo Neugebauer nicht nur Medaillen im Blick, er will auch die 9.000-Punkte-Schallmauer knacken – das schafften in der Geschichte der Leichtathletik bisher nur vier Athleten. Neugebauer sagt: „Wenn ich so weitermache, mich auf mich konzentriere, ist alles möglich.“