Wie funktioniert Mülltrennung in Deutschland?
Das Land der bunten Tonnen: Die Deutschen trennen ihren Müll sorgfältig – und machen daraus neue Produkte. Ein kleiner Leitfaden.

Die Konsumgesellschaft hat ihren Preis: hohe Müllberge. Im Jahr 2023 sind in Deutschland über 380 Millionen Tonnen Abfälle angefallen – rund 4,5 Tonnen pro Kopf. Die gute Nachricht: Der Müllberg schrumpft, denn immer mehr Abfälle werden wiederverwertet.
Mehr als die Hälfte des Mülls in Deutschland sind Bau- und Abbruchabfälle, die im Straßenbau und als Recyclingbeton wiederverwendet oder in Kraft- und Zementwerken verbrannt werden. Schwieriger wird es bei dem Müll, den die Menschen täglich durch ihren Lebensstil erzeugen.
Wie viel Hausmüll erzeugt ein Mensch in Deutschland?
Allein im Jahr 2023 sind in Deutschland 48,9 Millionen Tonnen Haus- und Siedlungsabfälle angefallen. Im Durchschnitt erzeugt jeder Deutsche somit täglich 1,7 Kilogramm Haus-, Papier-, Glas-, Kunststoff-, Bio- oder Elektromüll. Das ist zwar weniger als in den USA, aber mehr als in vielen anderen EU-Ländern.
Aufgrund der vielen verschiedenen Müllarten ist die Entsorgung kompliziert. Die Deutschen trennen seit über 40 Jahren systematisch ihren Müll, damit er verwertet und recycelt werden kann. Heute werden 70 Prozent aller Abfälle recycelt. Das ist ein internationaler Spitzenwert, den die Europäische Union für all ihre Mitgliedstaaten in zehn Jahren erreichen will. Forscher haben ausgerechnet, dass das Recycling in Deutschland so viele klimaschädliche Emissionen einspart, wie eine Großstadt wie Bonn ausstößt.
Was bedeutet der Grüne Punkt?
Seit 1991 gibt es parallel zur kommunalen Müllabfuhr ein Duales System für die Mülltrennung (dual = zwei Systeme). Wer Kunststoffverpackungen in Umlauf bringt, zahlt eine Lizenzgebühr und erhält das Recht, einen Grünen Punkt als Symbol auf die Verpackungen zu drucken. Das zeigt, dass die Produkte recyclingfähig sind. Entsorgungsunternehmen sammeln die Verpackungen ein und verwerten sie. Die genauen Regeln für dieses System sind im sogenannten Verpackungsgesetz festgelegt.
Warum gibt es so viele verschiedene Mülltonnen?
Das auf Recycling ausgerichtete System setzt voraus, dass die Menschen ihren Hausmüll trennen. Leichtverpackungen mit dem Grünen Punkt – aus Kunststoff, Metall oder Verbundstoffen – werden über die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack entsorgt. In die Biotonne kommen organische Küchen- oder Gartenabfälle. Nicht recycelbarer Restmüll wie Windeln, Zigarettenkippen oder Staubsaugerbeutel kommt in die graue oder schwarze Tonne und wird später meist verbrannt.
Wie funktioniert das Recycling bei Papier und Glas?
Doch damit nicht genug, es gibt noch weitere Tonnen und Container: In der Altpapiertonne, blau oder grün, können Papier, Pappe und Kartons entsorgt werden. Weil die Deutschen schon lange Papier sammeln, besteht rund 80 Prozent des Papiers bereits aus Altpapier.
Glasflaschen werden nach Farben getrennt in kommunale Container entsorgt. Mit Erfolg: 60 Prozent der Glasflaschen und fast 100 Prozent der grünen Flaschen bestehen aus Altglas.
Warum gibt es Pfand auf Flaschen und Dosen?
Neben dem Dualen System erleichtert ein gut ausgebautes Pfandsystem die Wiederverwertung von Rohstoffen. In Deutschland fallen beim Kauf von Mehrwegflaschen aus Glas oder robustem PET-Kunststoff acht bis 15 Cent Pfand an, das man bei der Rückgabe wieder bekommt. Das Ergebnis: Glasflaschen werden bis zu 50-mal und PET-Flaschen bis zu 20-mal wiederverwendet. Seit 2003 gilt auch für Einwegflaschen ein Pfand von 25 Cent, weshalb die meisten die Kunststoff- oder Aluflaschen und -dosen zu den Supermärkten zurückbringen, damit sie anschließend recycelt werden. Seit 2023 sind auch gastronomische Betriebe verpflichtet, Mehrwegverpackungen wie Kaffeebecher oder Menüschalen anzubieten.
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Einverständniserklärung öffnenWas passiert mit Altkleidern und Sondermüll?
Altkleider werden ebenfalls in Containern gesammelt und entweder wieder verwendet oder verwertet. Auch Sondermüll wird sortiert. Batterien werden im Supermarkt und Elektrogeräte bei Händlern oder auf Wertstoffhöfen abgegeben. Mittlerweile betreiben viele Wertstoffhöfe sogar eigene Reparaturbetriebe, in denen alte Geräte wieder instandgesetzt werden.
Wer kümmert sich um die Abfälle?
Die Abfallverwertung ist nicht nur ein wichtiger Bestandteil des Alltags in Deutschland, sondern auch ein bedeutender Wirtschaftszweig: In rund 1.700 Abfall- und Recyclingunternehmen arbeiten ca. 300.000 Menschen mit modernster Technik. Hightech-Anlagen sortieren bis zu 14 Tonnen Abfall pro Stunde. Empfindliche Sensoren erkennen dabei in Millisekunden unterschiedliche Materialarten mit einer Trefferquote von bis zu 98 Prozent. So trägt die Industrie mit cleveren Lösungen dazu bei, die Müllberge zu verringern.