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Deutscher Afrika-Preis für Juliana Rotich

Die kenianische IT-Pionierin Juliana Rotich ist in Berlin dem Deutschen Afrika-Preis 2019 geehrt worden.

25.10.2019
Juliana Rotich
© dpa

Für Bundeskanzlerin Angela Merkel war es ein angenehmes Wiedersehen. Während der deutschen G20-Präsidentschaft 2017 war ihr bei einer Podiumsdiskussion eine engagierte Kenianerin aufgefallen: Juliana Rotich. Nun, zwei Jahre später, konnte die Bundeskanzlerin ihr den diesjährigen Afrika-Preis überreichen. Rotich sei eine Inspiration für zahllose Menschen in Afrika, lobte die Kanzlerin: "Sie zeigen was und wie viel man mit guten Ideen und Entschlossenheit bewegen kann: wirtschaftlich, gesellschaftlich und über die eigenen Landesgrenzen hinaus." Damit sei Rotich auch ein Vorbild für viele andere Frauen in Afrika.

Die 42-jährige Rotich ist eine afrikanische IT-Pionierin. Bekannt wurde sie vor allem durch die Open-Source-Plattform Ushahidi. Nutzer können Informationen aus und über Krisengebiete hochladen und teilen. Als Ushahidi an den Start ging, erlebte Rotichs Heimatland Kenia gerade die dunkelsten Stunden seiner Geschichte. Nach umstrittenen Präsidentschaftswahlen Ende 2007 brachen blutige Unruhen mit über 1300 Toten aus. Durch Ushahidi konnten Betroffene Informationen über die Gewaltakte veröffentlichen. Heute wird die Plattform in über 160 Ländern genutzt - etwa im Bürgerkrieg in Syrien, nach Erdbeben in Nepal und Haiti, aber auch zur Dokumentation von Hate-Speech im US-Präsidentschaftswahlkampf. 2010 wurde die Plattform mit dem Weblog-Award "The Bobs" der Deutschen Welle ausgezeichnet.

"Es ist auch ihr Verdienst, dass IT 'Made in Africa' weltweit nachgefragt wird", so Merkel. Afrika sei ein schnell wachsender Markt für Informations- und Kommunikationstechnologien. Nahezu überall mache sich der digitale Fortschritt bemerkbar. Mobiles Bezahlen sei etwa in Kenia weiter verbreitet als in Deutschland. "Natürlich sind noch nicht überall in Afrika solche Bedingungen zu sehen, aber die Potenziale dafür gibt es an vielen Orten", so Merkel.

Diesen digitalen Wandel treibt die umtriebige Unternehmerin Rotich auch mit einer zweiten Innovation voran. Sie ist Mitbegründerin des Technologieunternehmens BRCK, seit diesem Jahr der größte öffentliche WLAN-Anbieter im Afrika südlich der Sahara. Eine "bahnbrechende Idee", wie der Juryvorsitzende des Afrikapreises und Leiter der DW-Afrikaprogramme, Claus Stäcker, lobte. "Wie viele Ideen scheitern in Afrika, weil es vor Ort keinen Strom und damit nur selten Internet gibt."

Demographischer Wandel als nächste Herausforderung

BRCK soll in solchen Situationen einen Ausweg bieten - es funktioniert per Batterie oder mit Solarenergie. "Ihre technologischen Innovationen tragen auf beispielhafte Weise zur Entwicklung des afrikanischen Kontinents bei. Juliana Rotich ist das Gesicht eines erfolgreichen afrikanischen Kontinents, der die Welt des 21. Jahrhunderts aktiv mitgestaltet", so Stäcker. Die Jury hatte Rotich aus mehr als zwei Dutzend Vorschlägen aus Afrika ausgewählt.

Die Geehrte gab sich dagegen bescheiden. Der Preis sei nicht nur eine Ehre für sie, so Rotich. "Der Preis ehrt auch das Potenzial für eine digitale Wirtschaft an Orten, an denen man nie eine digitale Wirtschaft vermuten würde, so Rotich. Auch in der Zukunft wolle sie versuchen, einen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme in Afrika durch technologische Innovationen zu leisten. Vor allem der demographische Wandel macht ihr Sorgen: "Immer mehr junge Menschen drängen auf die Arbeitsmärkte, aber wir schaffen nicht schnell genug neue Arbeitsplätze und gründen neue Firmen", so Rotich.

Der Deutsche Afrika-Preis wird seit 1993 von der Deutschen Afrika-Stiftung vergeben. Mit der Auszeichnung ehrt sie nach eigener Darstellung afrikanische Persönlichkeiten, die sich für die politische, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung des Kontinents einsetzen. Zu den früheren Preisträgern gehören Botswanas Ex-Präsident Ketumile Masire, die somalische Frauenrechtlerin Waris Dirie und die südafrikanische Korruptionsbekämpferin Thuli Madonsela.