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„Frauenfußball ist der ehrlichere Fußball“

Vor 20 Jahren köpfte Nia Künzer das deutsche Team zum ersten WM-Titel. Sie freut sich, dass der Frauenfußball seither deutlich populärer geworden ist.  

Carsten HauptmeierCarsten Hauptmeier, 06.07.2023
Ex-Nationalspielerin und Fußballexpertin Nia Künzer
Ex-Nationalspielerin und Fußballexpertin Nia Künzer © picture alliance/dpa

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2023 in Australien und Neuseeland ist Nia Künzer als Fußballexpertin im TV dabei, 20 Jahre zuvor stand sie als Nationalspielerin auf dem Rasen und erzielte im WM-Finale 2003 das „Golden Goal“ zum 2:1 über Schweden. Sie spricht darüber, was sich seither im Frauenfußball in Deutschland verändert hat und was sie sich für die Zukunft wünscht. 

Frau Künzer, wie hat sich der Frauenfußball seit Ihrem „Golden Goal“ vor 20 Jahren verändert?  

Unser WM-Sieg 2003 hat sicher geholfen, dass Fußball auch eine Mädchensportart geworden ist. Als ich als Kind mit dem Fußballspielen begonnen habe, war das noch relativ außergewöhnlich. Nachdem wir den Titel 2007 verteidigen konnten, erhielt die Heim-WM 2011 in Deutschland eine riesige Aufmerksamkeit. Leider lief es dann sportlich nicht so gut und die Euphorie ebbte ab. Ein großes Ausrufezeichen setzte zuletzt 2022 die Europameisterschaft in England mit der Silbermedaille für Deutschland. Die Leistungen waren in allen Bereichen überzeugend. Diese Begeisterung und diesen Schwung müssen wir nachhaltig nutzen.  

Das Siegtor von Nia-Künzer im WM-Finale 2003 Das Siegtor von Nia-Künzer im WM-Finale 2003 Video abspielen

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Bei Welt- oder Europameisterschaften ist das Interesse sehr groß, doch in den Ligen kommt der Frauenfußball bei weitem nicht an die Zuschauerzahlen der Männer heran.  

Diesen Vergleich sollte man nicht ziehen. In allen anderen Sportarten werden die Zuschauerzahlen auch nicht mit denjenigen im Männerfußball verglichen, weil keine Sportart mithalten kann. Allerdings war das Finale der Frauen-EM 2022 mit 18 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern die quotenstärkste Sendung im deutschen Fernsehen. 

Der Frauenfußball steht mit ganz vielen positiven Aspekten für sich. Auch die Zuschauerzahlen und das Interesse an der Bundesliga der Frauen entwickeln sich sehr gut.  

Sie haben ein Buch mit dem Titel „Warum Frauen den besseren Fußball spielen“ geschrieben. Was meinen Sie damit? 

Verkürzt gesagt, ist Frauenfußball der ehrlichere Fußball, weil er sich noch mehr um den Sport an sich dreht. Und die Zuschauerinnen und Zuschauern honorieren das, wie sich etwa bei der EM 2022 gezeigt hat. Sie haben dabei auch gesehen, dass die Spielerinnen weniger untereinander oder mit Schiedsrichterinnen diskutierten. So gab es auch weniger Unterbrechungen der Spiele.  

Welche Bedeutung hat der Fußball für die Rolle von Frauen in der Gesellschaft? 

Grundsätzlich wird Frauensport in der Öffentlichkeit noch zu wenig beachtet. Auch hier wird es Zeit für mehr Gleichberechtigung. Kinder und Jugendliche brauchen Vorbilder; deshalb ist es schön zu sehen, wie junge Mädchen den Spielerinnen zujubeln. Sie sehen, dass die Fußballerinnen starke Persönlichkeiten sind, die ihren Weg gehen. 

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