„Ich kann sagen, was ich will“
Assane Badiane bringt Menschen zum Lachen – ohne Tabus. Erfahre hier, wieso Humor für ihn Freiheit bedeutet.

Sagen, was du denkst. Erforschen, was du möchtest. Kunst erschaffen, wie sie dir gefällt: Diese Freiheiten haben alle in Deutschland, sie sind die Basis der Demokratie – und geschützt vom Grundgesetz. Lerne junge Menschen aus Deutschland kennen, die zeigen, wie vielfältig sie diese Freiheit erleben.
Manchmal läuft das Leben anders, als es sich die eigene Mutter gewünscht hätte. So auch bei Assane Badiane: „Ich habe International Business studiert, weil das einfach gut klang. Das kann man seiner Mutter erzählen und sie denkt sich, ‚Mein Sohn hat es geschafft‘.“ 2022 besuchte er mit seiner Freundin eine Open-Mic-Comedy-Show. Bei solchen Shows treten Amateure und professionelle Comedians auf, die ihr neues Bühnenprogramm ausprobieren oder Bühnenerfahrung sammeln möchten. Assane lernte den Moderator am Rande der Veranstaltung kennen und ergatterte spontan einen freien Slot an demselben Abend. „Er hat mich gefragt, ob ich ein Programm habe – ich hatte gar nichts und hab ihn einfach angelogen“, erzählt Assane lachend. Trotzdem war sein Auftritt ein Erfolg. „Ich habe sofort gemerkt, dass das total meins ist“, erzählt er. Nach dem zweiten Auftritt brach Assane sein Studium ab und widmete sich seiner neuen Leidenschaft: der Comedy. Als er seiner Mutter erzählte, dass er jetzt als Comedian arbeiten möchte, war ihre Reaktion: „Bitte tu das nicht, das ist doch kein Job!“
Ein Leben zwischen Bahn und Bühne
Doch Assane hält an seinem Traum fest. „Das erste Jahr war hart“, erzählt er. Jedes Wochenende fuhr er von seinem Heimatdorf über drei Stunden lang mit der Bahn nach Hamburg. Überhaupt verbrachte er das erste Jahr seiner neuen Karriere hauptsächlich in der Bahn. Er fuhr von Stadt zu Stadt und trat immer dort auf, wo Menschen ihm ein Mikrofon anboten. Lukrativ war das nicht. „Manchmal habe ich für einen Auftritt 50 Euro bekommen, die habe ich dann sofort wieder in Bahntickets investiert“, erzählt er. Nebenbei verdiente er Geld als Kellner.
Hauptberuflich arbeitet Assane erst seit 2024 als Comedian. Mittlerweile findet man ihn bei vielen Comedy-Veranstaltungen. 2023 gewann er gleich mehrere Preise. In einem Podcast spricht Assane seit August 2023 mit seinem Comedy-Kollegen Freddy Ekué über alles, was das Leben spannend macht: Alltag, Kultur und gesellschaftliche Themen. 2025 startet Assane dann seine erste Tour durch Deutschland. In den Shows erzählt er Anekdoten aus seinem eigenen Leben. „Auf der Bühne spreche ich genauso, wie ich mit meiner Freundin rede“, erzählt er.
Wie Meinungs- und Kunstfreiheit Comedy und Satire schützen
Am meisten schätzt Assane die Freiheiten, die er als Comedian in Deutschland hat. „Ich habe die Freiheit auf die Bühne zu gehen und zu sagen, was ich will. Das ist Hammer“, sagt er. Eine Regel gibt es jedoch auch für Comedians: „Umso härter das Thema ist, umso besser muss der Witz sein, wenn du ihn auf der Bühne erzählen willst.“ Das hat Felix Lobrecht, einer der erfolgreichsten deutschen Comedians, einmal gesagt.
Comedy und Satire sind in Deutschland durch die Grundrechte der Meinungs- und Kunstfreiheit geschützt, die im Grundgesetz verankert sind. Das Grundgesetz erlaubt es Künstlern, auch provokante oder kritische Inhalte zu produzieren, ohne dafür vom Staat zensiert zu werden. Das umfasst auch scharfe Kritik an Politikern, gesellschaftlichen Zuständen oder Institutionen. „Die uneingeschränkte persönliche Freiheit ermöglicht mir, mich genau so frei zu entfalten, wie ich will. Es gibt keine Tabus, es gibt nichts, was du nicht sagen darfst“, sagt Assane.
Auch das Bundesverfassungsgericht ist dieser Auffassung. Es hat mehrfach betont, dass die Kunstfreiheit besonders geschützt werden muss, weil sie eine wichtige gesellschaftliche Funktion erfüllt, etwa als Mittel der Kritik und Reflexion. In mehreren Urteilen hat das Gericht bestätigt, dass Satire ein wesentlicher Bestandteil der politischen und gesellschaftlichen Debatte ist und besonders geschützt werden muss.
Freiheit ist für mich als Comedian das wichtigste Gut. Um die Meinungsfreiheit zu erhalten, ist es wichtig, dass man sich auf der Bühne nicht einschränken lässt.
Comedy und Demokratie
Allerdings gibt es Grenzen, die ebenfalls durch Gesetze definiert werden. Dazu zählen unter anderem Beleidigung und Verleumdung. Diese Gesetze greifen, wenn Satire nicht mehr als Kunstform genutzt wird, sondern darauf zielt, Personen zu schaden.
Neben seiner Rolle als Unterhaltungsformat erfüllt Comedy auch einen konkreten gesellschaftlichen Zweck. „Ich glaube, dass Humor eine sehr wichtige Rolle für die Demokratie spielt“, so Assane. Für ihn ist Comedy die perfekte Möglichkeit, ohne große Debatte gesellschaftlich relevante Themen anzusprechen. Comedians tragen, so glaubt er, zudem eine große Verantwortung, wenn es um die Verteidigung der Meinungsfreiheit geht. „Freiheit ist für mich als Comedian das wichtigste Gut. Um die Meinungsfreiheit zu erhalten, ist es wichtig, dass man sich auf der Bühne nicht einschränken lässt.“