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Kulturschätze in Asien bewahren

Handschriften, Apsaras und ein buntes Tor in Hué – wie Deutschland sich dafür einsetzt, einmalige Kulturschätze in Asien zu erhalten.

Christoph HeinChristoph Hein, 24.03.2023
Das Weltkulturerbe Bhaktapur in Nepal.
Das Weltkulturerbe Bhaktapur in Nepal. © Christian Kaehler/AdobeStock

„Das hier“, sagt Konservator Rabindra Puri, „ist die einzige Hinweistafel in ganz Nepal, die auf Deutsch geschrieben ist.“ Er weist auf eine Steinstehle neben dem Pavillon Chyasilin Mandap im Herzen der alten Königsstadt Bhaktapur. Auf ihr steht geschrieben, wie der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl 1987 zusagte, den bei einem fürchterlichen Erdbeben 1934 zerstörten Pavillon als „Staatsgeschenk der Bundesrepublik Deutschland“ wiederaufzubauen. Bis heute ist der Pavillon ein Schmuckstück auf dem Durbar Square, dem historischen Hauptplatz von Bhaktapur im Kathmandutal in Nepal.

Farbprächtige Beleuchtung am Durbar Square in Bhaktapur.
Farbprächtige Beleuchtung am Durbar Square in Bhaktapur. © picture alliance / NurPhoto | Amit Machamasi

Deutschland fördert den Kulturerhalt rund um die Erde. Im Auswärtigen Amt in Berlin laufen seit gut 40 Jahren die Fäden des Programms zusammen, das in 146 Ländern rund 3.000 Einzelprojekte umfasst. Allein rund 700 davon liegen in Asien – und auf den ersten Blick liest sich die Liste wie der Wunschzettel für Traumurlaube: Laos findet sich darauf, Kambodscha, aber auch Vietnam oder Bhutan. Beim zweiten Blick fallen dann Gebiete auf, in denen Naturkatastrophen oder Konflikte die Kulturschätze bedrohen und für immer zerstören könnten.

Die Mittel von bislang mehr als 80 Millionen Euro werden möglichst breit gestreut. „Gefördert werden überwiegend kleine, inhaltlich und zeitlich überschaubare Projekte. Das Gesamtbudget des Kulturerhaltprogramms soll weltweit und nicht in wenigen Ländern konzentriert eingesetzt werden“, heißt es in den Vergaberichtlinien des Auswärtigen Amts. Besonders wichtig ist die Abstimmung mit weltumspannenden Organisationen wie der UNESCO, der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation.

Weiterbildung von Restauratorinnen und Restauratoren in Vietnam

Seit 2021 wird auch der Phung Tien Tempel in der vietnamesischen Kaiserstadt Hué mit deutschen Mitteln restauriert. Ein Ergebnis der Zusammenarbeit mit vietnamesischen Expertinnen und Experten leuchtet nun in Orange und Rot: Restauratorinnen und Restauratoren, die bis 2018 geschult worden waren, haben eines der Portale in der gut 200 Jahre alten Anlage wiederhergestellt. Denn der Ansatz des Kulturerhaltprogramms geht weit über die Rettung eines Baudenkmals hinaus: Es geht auch darum, praktische und theoretische Fachkompetenz bei unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren der Bauerhaltung wie in Hué zu entwickeln und zu vertiefen. Die Restaurierung des Tempels ist ein Pilotprojekt zur Etablierung einer staatlich anerkannten Weiterbildung von Restauratorinnen und Restauratoren in Vietnam.

Das feuchtwarme Klima, vergangene kriegerische Auseinandersetzungen und vernachlässigte Instandhaltung setzen den einzigartigen Gebäuden in Vietnam zu.
Aus dem Kulturerhaltprogramm des Auswärtigen Amts

Das Land ist eines der engsten Partnerländer der Europäischen Union in Asien. Vietnams „brummt“ geradezu, die Wirtschaft wächst, mehr als 500 deutsche Firmen gibt es hier. Doch bietet Vietnam noch viel mehr, als nur interessanter Investitionsstandort in Asien zu sein – es besitzt ein jahrtausendealtes Kulturerbe. Aber: „Kunstwerke haben in Vietnam einen schweren Stand. Das feuchtwarme Klima, vergangene kriegerische Auseinandersetzungen sowie die über Jahrzehnte vernachlässigte und aufgeschobene Instandhaltung setzen den einzigartigen Gebäuden zu“, mahnen die Fachleute des Auswärtigen Amts. Und helfen, wo sie können.

Das Phung Tien Tor in der Kaiserstadt Hué in Vietnam.
Das Phung Tien Tor in der Kaiserstadt Hué in Vietnam. © picture alliance / imageBROKER | Schoening

Auch im Königreich Bhutan, dort wo die Leistung des Staates auch am Glück seiner Bürgerinnen und Bürger gemessen wird, engagiert sich Deutschland: Obwohl es erst seit Ende 2020 offizielle diplomatische Beziehungen gibt, unterstützt Berlin schon seit den 1990er-Jahren den Kulturerhalt am Fuße des Himalaja. Im Dreiklang mit der Nationalbibliothek, die noch die ersten Schreibmaschinen des Landes ausstellt, und der Deutschen Bhutan Himalaya Gesellschaft wird die traditionelle Schriftkultur des Landes mit seinen nur 780.000 Bürgerinnen und Bürgern bewahrt. Ende Juni 2021 wurden unter den Augen des buddhistischen Führers Tsugla Lopon Rinpoche die Eröffnung des Museums, drei neue Bücher und eine Videodokumentation zur Druck-Tradition gefeiert.

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Besonders dringlich erscheint die Arbeit des Kulturerhaltprogramms dort, wo es um Rettung geht: Das können Tempelanlagen im thailändischen Ayutthaya nach den Überflutungen 2011 sein oder im von Erdbeben erschütterten Nepal. Nach dem verheerenden Erdbeben 2015 bündelten hier das Auswärtige Amt und die Gerda Henkel Stiftung 2015 ihre Kräfte für den Kulturerhalt durch Notfallmaßnahmen in der buddhistisch geprägten Kulturlandschaft der Region Mustang. Unter Leitung von Professorin Susanne von der Heide,  Kulturwissenschaftlerin und Konservatorin, werden hier der Palast von Lo Manthang und der Tempel Tashi Choeling in Ghelling restauriert, die neben den Folgen von Erdbeben auch von Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.

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Das vielleicht bekannteste Projekt in Asien ist jedoch die nun bereits ein Vierteljahrhundert währende Restaurierung der 900 Jahre alten Sandstein-Reliefs an den Wänden der riesigen Tempelanlage von Angkor Wat in Kambodscha. Hier helfen Fachleute der Technischen Hochschule Köln mit finanzieller Unterstützung des Auswärtigen Amts, die aus dem 12. Jahrhundert stammenden Sandstein-Reliefs zu bewahren und durch aufwendige Arbeiten vor dem stetig voranschreitenden Verfall durch Feuchtigkeit zu schützen. Das Besondere daran: Das German Apsara Conservation Project (GACP) ist multidisziplinär aufgebaut und jeder Schritt wird umfassend kartiert, fotografiert und dokumentiert.