Die deutsche Blogger-Szene
Sie stoßen Debatten an, kommentieren das Geschehen oder sprechen den Menschen einfach aus der Seele – die deutsche Blogger-Szene ist lebendig.
Seit zehn Jahren schreibt sie über Literatur und Essen, äußert sich zu öffentlichen Angelegenheiten und reflektiert poetisch über Liebe oder Familie. Mit ihrem Blog „Melancholie Modeste“ erreicht sie ein großes Publikum. Wer sich dahinter verbirgt, weiß allerdings niemand – die Leser scheint das nicht sonderlich zu interessieren. Dass „Melancholie Modeste“ in ihren kurzweiligen Beiträgen Themen behandelt, mit denen sie den Nerv der Zeit trifft, ist ihnen wichtiger.
Sie ist Rechtsanwältin. Das ist alles, was die Blogosphäre über die Autorin weiß – könnte man meinen. Denn in Wirklichkeit gibt sie sehr viel von sich Preis: Sie berichtet ausschließlich aus ihrer eigenen Perspektive. Nur ihren Namen nennt sie nicht. Ihr Blog ist dennoch authentisch – und das ist es, was sie mit vielen anderen erfolgreichen anonymen deutschen Bloggern wie „500Beine“ oder „Airen“ verbindet. Ihrer Leidenschaft für das poetische Schreiben gehen die meisten von ihnen unentgeltlich und in ihrer Freizeit nach. Das literarische Blog von „Melancholie Modeste“ hat die Deutsche Welle vor kurzem zum „Besten deutschsprachigen Blog“ 2014 gekürt.
Neben poetischen Weblogs machen vor allem politische Blogs in Deutschland auf sich aufmerksam. Zum Beispiel „Publikative.org“, der sich kritisch mit rechtsradikalen und rechtsextremen Inhalten im Internet beschäftigt und sie dokumentiert. Gegründet wurde die Plattform von dem deutschen Journalisten Patrick Gensing, betrieben wird sie heute von der Amadeu Antonio Stiftung. Oder „Der Postillon“, ein Satire-Blog. Täglich besuchen rund 50.000 Menschen die Website, die seit 2008 online ist. Ihr Chefredakteur Stefan Sichermann erhielt bereits zweimal den renommierten Grimme-Online-Award.
Debatten über die Digitalisierung stoßen zwei mittlerweile in Deutschland sehr prominente Blogger an: Die Journalisten Sascha Lobo und Stefan Niggemeier weisen in ihren Blogs auf problematische mediale Entwicklungen hin. Lobo, der Mann mit der markanten roten Irokesenfrisur, machte etwa jüngst mit der These von sich reden, das Internet sei kaputt.
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