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Grenzüberschreiter des Theaters

Peter Stein verbinden besondere Beziehungen mit Russland.

24.06.2015

Als der Eiserne Vorhang fiel, eröffneten sich auch auf den Theaterbühnen neue Perspektiven. Der deutsche Regisseur Peter Stein hat sie vielfach genutzt: 1989 zeigte er Tschechows „Drei Schwestern“ in Moskau. Tschechow hat in der Arbeit Peter Steins einen besonderen Rang; seine Inszenierung der „Drei Schwestern“ an der Berliner Schaubühne im Jahr 1984 ist legendär. Zehn Jahre zuvor hatte der junge Peter Stein mit der Schaubühne Russland unter abenteuerlichen Umständen erstmals bereist, wie er erst vor Kurzem dem Magazin „Spiegel“ erzählte: „Wir sind insgesamt viermal verhaftet worden.“

Ein außergewöhnlicher Erfolg gelang Stein in Russland mit einer überaus aufwendigen Überarbeitung seiner Interpretation der „Orestie“ des Aischylos‘, die 1980 in Paris uraufgeführt worden war. In der Perestroika-Zeit wurde Stein erstmals aus der Sowjetunion für die Arbeit angefragt. Nach jahrelanger Planung und intensiver Vorbereitung feierte die „Orestie“ 1994 in russischer Sprache eine umjubelte Premiere im Moskauer Theater der Russischen Armee – weitere Inszenierungen Steins in Russland sollten folgen.

Im April 2015 wurde der mittlerweile 77-jährige Stein mit dem renommierten Theaterpreis „Goldene Maske“ für seinen Beitrag zur Entwicklung der Theaterkunst in Russland geehrt. Erst im April 2014 hatte Peter Stein Verdis Oper „Aida“ am Moskauer Stanislawski-Theater inszeniert; im Januar 2015 folgte seine Interpretation von Puschkins „Boris Godunow“ im Theater „Et Cetera“. Die Goldene Maske für das beste ausländische Theaterstück erhielt übrigens ein anderer Deutscher: Michael Thalheimer wurde für seine Inszenierung von Molières „Tartuffe“ an der Berliner Schaubühne geehrt – sie war im November 2014 im Rahmen des NET Festivals in Moskau zu sehen gewesen.