Von den Möglichkeiten der Worte
Austausch durch das Deutsch-Russische Jahr der Sprache und Literatur.

Das als „Kreuzjahr“ in beiden Ländern gleichzeitig stattfindende Deutsch-Russische Jahr der Sprache und Literatur neigt sich allmählich dem Ende entgegen. Mit der Eröffnung der noch bis zum 30. September laufenden Ausstellung „Bilder eines Schriftstellerlebens. Thomas Mann 1875-1955“ im Moskauer Puschkin-Museum wurde am 3. Juni 2015 das Jahr der deutschen Sprache und Literatur in Russland 2014/2015 offiziell abgeschlossen. Die Projektträger – das Auswärtige Amt und das Goethe-Institut – und ihre Partner können eine positive Bilanz ziehen: fast 600 Einzelveranstaltungen und Wettbewerbe mit mehr als 73 000 Teilnehmern aus rund 300 Orten Russlands und etwa 200 mitwirkenden Wissenschaftlern, Schriftstellern und Künstlern aus Deutschland wurden durchgeführt. Rüdiger Bolz, Leiter des Goethe-Instituts Moskau und der Region Osteuropa/Zentralasien, sieht in dem Erfolg einen Beweis, „welch starkes Fundament kulturelle Beziehungen bilden, gerade in politischen Krisenzeiten“.
Das Werk weltberühmter deutscher Autoren war ein Anknüpfungspunkt des Themenjahres. So stellten Tanja Walenski, Jana Simon und Gerhard Wolf in Russland die erstmals veröffentlichten „Moskauer Tagebücher“ der ostdeutschen Schriftstellerin Christa Wolf vor. Doch das Sprachenjahr ließ auch keinen Zweifel daran, dass es eine Vielzahl zeitgenössischer Autoren gibt, deren Übersetzung und Lektüre lohnt. So wurde beispielsweise mit „SchAG 11+“ ein Sammelband deutschsprachiger Dramatik für Kinder und Jugendliche in russischer Übersetzung erarbeitet, der unter anderem die Stücke „Schwarze Milch oder Klassenfahrt nach Auschwitz“ von Holger Schober und „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf und Robert Koall enthält. Und im Juni gab es noch eine Zugabe, die zeigte, was mit der deutschen Sprache alles möglich ist: Der Stuttgarter Rapper Cro gab auf Einladung des Goethe-Instituts in Moskau und St. Petersburg zwei ausverkaufte Konzerte.