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Für mehr Diversität in der Clubszene

DJ MELL G spricht im Interview über Herausforderungen und Erfolge von Frauen in der DJ-Szene und ihre Vision für eine inklusive Clubkultur in Deutschland. 

Anja LeuschnerAnja Leuschner , 04.09.2024
DJ MELL G heißt mit bürgerlichem Namen Melina Gausmann.
DJ MELL G heißt mit bürgerlichem Namen Melina Gausmann. © Sonar Festival Istanbul

Wie bist du zur Musik und speziell zum DJing gekommen?
Ich war schon immer begeistert von Musik, aber der entscheidende Wendepunkt kam, als ich für mein Jurastudium nach Marburg zog. Dort fand ich mich in einem sehr musikalischen Freundeskreis wieder: Rapper, Produzenten, DJs, Barbesitzer, Clubbetreiber. Unter der Woche widmete ich mich meinem Studium, am Wochenende war ich mit dem Organisieren von Partys und Raves sowie dem Auflegen beschäftigt. Nach etwa anderthalb Jahren traf ich die Entscheidung, die Musik ganz zu verfolgen und zog nach Hamburg. Dann kam der Lockdown wegen der Corona-Pandemie und ich probierte mein Glück mit Livestreams, ersten Veröffentlichungen und Auftritten im Radio – und es hat funktioniert. 

Welche Clubs haben dich besonders geprägt?
Ganz klar das Robert Johnson in Offenbach. 2016 sind wir fast jedes Wochenende dorthin gefahren. Dort habe ich zum ersten Mal internationale DJs wie Mall Grab und Nina Kraviz gehört und mich gefragt, wie sie es schaffen, jede Person im Club auf ihre musikalische Reise mitzunehmen. 

 Die DJ-Szene wird oft als sehr männlich beschrieben. Welche Erfahrungen hast du als Frau gemacht?
Leider herrscht in der Szene noch keine Gleichberechtigung. Viele Clubs und Promoter buchen FLINTA-Künstlerinnen* oft, um sich selbst in ein gutes Licht zu rücken, anstatt wirklich Gleichberechtigung zu fördern. Dann sie sie meist überrascht, dass wir „wirklich gute Musik spielen und was drauf haben“. Warum? Weil wir Frauen sind? Es gibt zwar Fortschritte durch FLINTA-Kollektive, Partys und Workshops, aber wir sind noch lange nicht am Ziel. 

Wie kann die neue Generation von DJs dazu beitragen, Barrieren abzubauen und eine offenere und inklusivere Clubkultur zu schaffen?
Meiner Meinung nach ist es besonders wichtig, Diversität in Programmen und Musikstilen zu fördern. Wenn ich ein Set aufnehme, versuche ich auch Stücke von Frauen oder weniger bekannten Künstlern zu spielen. Außerdem ist die Schaffung von Safe Spaces wichtig: DJs und Clubs sollten sich engagieren, Maßnahmen gegen Diskriminierung, sexuelle Belästigung und Gewalt zu ergreifen sowie Ansprechpersonen für Betroffene zu benennen und Raum für den Austausch zu geben.  

 

⃰ Das Akronym FLINTA steht für Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen.