Düsseldorf meets Cyberpunk
Futuristisch und innovativ: Warum alle momentan auf Chongqing fliegen und was der Hype für Düsseldorf bedeutet, erzählt Kulturamtsleiterin Angélique Tracik.
Die südwestchinesische Megametropole Chongqing gilt als verrückteste, futuristischste und am dichtesten besiedelte Stadt der Welt: Mit glitzernden Hochhäusern, Stadtleben auf mehreren Ebenen und Zügen, die durch Wohnhäuser fahren, gibt es gerade nicht nur in den Social-Media-Kanälen einen regelrechten Hype um Chongqing. Auch für viele junge Reisende ist die surreal wirkende „Cyberpunk City“ ein Magnet. Die Stadt Düsseldorf pflegt seit 2004 eine Städtepartnerschaft mit Chongqing, zu der auch ein Austauschprogramm für Kunstschaffende gehört. Wir wollten von Kulturamtsleiterin Angélique Tracik wissen, was die Verbindung der beiden Städte auszeichnet.
Frau Tracik, was fasziniert Sie persönlich an Chongqing?
Angélique Tracik: Bei meinem jüngsten Besuch in Chongqing hat mich die Stadt mit ihrer spektakulären Architektur, den leuchtenden Farben und den schwindelerregenden Perspektiven regelrecht überwältigt. Zwischen Nebel, Hochhäusern und futuristischen Lichtinstallationen entsteht eine spezielle Atmosphäre, die gleichzeitig sehr lebendig und menschlich ist. Diese Mischung aus Tradition, Dynamik und visueller Intensität macht Chongqing so faszinierend.
Angélique Tracik leitet das Kulturamt der Stadt Düsseldorf.
Teil der Partnerschaft ist auch ein Austausch für Kunstschaffende. Welche Künstlerinnen und Künstler sind derzeit in Chongqing – und womit beschäftigen sie sich dort?
Aktuell arbeiten die Düsseldorfer Malerin Antonia Freisburger und der Düsseldorfer Medienkünstler Deniz Saridas in Chongqing. Antonia Freisburger beschäftigt sich mit Astrophysik und Quantenforschung, was auch in ihrer Kunst sichtbar wird. Deniz Saridas untersucht in seiner Kunst Zwischenräume, Übergänge und das Verhältnis von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit. Wir sind gespannt, welche Erfahrungen und Erzählungen sie mit nach Hause bringen. Im vergangenen Jahr konnte ich die Kunstschaffenden im Organhaus Art Space in Chongqing treffen. Das ist ein wirklich sehr inspirierender Ort! Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt können dort zusammen arbeiten.
Welche Rolle spielt der kulturelle Austausch für die künstlerische Arbeit – haben Sie ein Beispiel, was daraus entstehen kann?
Der Austausch mit Chongqing ist für viele Kunstschaffende enorm wertvoll. Sie knüpfen neue Kontakte, erleben andere Sichtweisen und entwickeln dadurch ihre eigene Arbeit weiter.
Während meiner Delegationsreise 2024 habe ich in Chongqing den Künstler Bernard Langerock getroffen und seine Ausstellung „Power of Inspiration“ besucht. Er war bereits 2013 über das Austauschprogramm dort. Langerock erzählte, dass durch die Begegnung zweier Kulturen immer etwas Neues entstehe – in seinem Fall das Arbeiten mit chinesischer Tusche, das er dort erstmals ausprobierte.
Besonders interessant finde ich, dass sich die deutschen Kunstschaffenden in Chongqing ausgesprochen wohl fühlen. Beide Städte haben vieles gemeinsam: Sie wachsen dynamisch und verfügen mit dem Sichuan Fine Arts Institute und der Kunstakademie Düsseldorf über zwei renommierte Akademien, die eng miteinander verbunden sind.
Wertvolle Verbindung
Enge Beziehungen zwischen Düsseldorf und der 32-Millionen-Metropole Chongqing bestehen schon seit den späten 1990er-Jahren. Im Jahr 2004 schlossen die beiden Städte eine Partnerschaft, um Wirtschafts- und Handelskontakte zu vertiefen. Chongqing gilt als eine der dynamischsten Städte Chinas, Düsseldorf, Landeshauptstadt des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, ist ein wichtiger Knotenpunkt in der Rhein-Ruhr-Region. 2004 wurde zudem das China-Kompetenzzentrum Düsseldorf (CKD) gegründet – eine gemeinsame Initiative der Wirtschaftsförderung Düsseldorf, der IHK Düsseldorf und der Messe Düsseldorf. Das CKD hat großen Anteil daran, dass inzwischen rund 700 Unternehmen aus der Greater China Region in Düsseldorf ansässig sind, vor allem aus den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnologie sowie innovative Energie. Düsseldorf wurde damit zu einem der wichtigsten Standorte für chinesische Unternehmen in Europa, mit einer lebendigen und starken chinesischen Community: Rund 7.000 Chinesinnen und Chinesen leben in Düsseldorf. Die Verbindung zeigt sich auch kulinarisch: So bereichert etwa der berühmte Chongqing-Hotpot die Düsseldorfer Gastronomieszene.