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Gegen Rassismus

Mit seiner „Hotline für besorgte Bürger“ kommt Ali Can auf ungewöhnliche Weise mit Menschen ins Gespräch, die Vorbehalte gegen Flüchtlinge haben.

Canan Topçu, 13.12.2017
Ali Can: „Was kann ich gegen Fremdenhass machen?“
Ali Can: „Was kann ich gegen Fremdenhass machen?“ © dpa

Deutschland. Bis zum Herbst 2016 kannten nur wenige Menschen Ali Can. Inzwischen zählt er in Deutschland zu den prominentesten Migranten – und füllt als Redner große Säle. Der 24-Jährige gilt als gutes Beispiel für gelungene Integration von Geflüchteten. Ali Can ist der älteste Sohn einer türkisch-kurdischen Familie alevitischen Glaubens aus dem Südosten der Türkei. Als er zwei Jahre alt war, beantragten seine Eltern in Deutschland Asyl.

Ehrenamtliches Engagement

Seine Mutter sei Analphabetin, sein Vater habe nur die Grundschule besucht, erzählt Ali Can in akzentfreiem Deutsch. Er hat Abitur gemacht und studiert in Gießen Deutsch und Ethik auf Lehramt. Ein gefragter Redner ist Ali Can aber nicht nur wegen seiner Bildungsbiografie. Öffentliche Aufmerksamkeit verdankt er vor allem seinem ehrenamtlichen Engagement.

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2016 richtete Ali Can eine „Hotline für besorgte Bürger“ ein und stellt sich am Telefon als Gesprächspartner für all jene zur Verfügung, die Vorbehalte gegen Flüchtlinge hegen. Die Telefonnummer und seine „Sprechstunden“ an zwei Abenden pro Woche kündigt er auf seiner Homepage und auf Facebook an. Es rufen Bürger an, die ihren Ärger loswerden wollen, aber auch solche, die sich für Geflüchtete engagieren möchten. Ali Can legt Wert darauf, jede Meinung zu respektieren und einen Dialog zu beginnen.

Auf diese Idee brachte ihn ein Schlüsselerlebnis: Auf Facebook sah er, wie in der kleinen Stadt Clausnitz in Sachsen wütende Menschen einen Bus aufhalten und attackieren, in dem nach Deutschland geflüchtete Menschen sitzen. Die Attacke habe ihn „umgehauen“ und er habe sich gefragt: „Was kann ich gegen Fremdenhass machen?“

Eine wertschätzende Kommunikation hilft, Sorgen zu verstehen und diese abzubauen.
Ali Can

Ali Can reiste nach Ostdeutschland, in Städte wie Dresden, Freital und Bautzen, und sprach mit Menschen, die seiner Ansicht nach „pauschal als Rassisten“ abgestempelt würden. Er hat auf seiner Tour auch andere Erfahrungen gemacht: „Eine wertschätzende Kommunikation hilft, Ängste und Sorgen zu verstehen und diese auch durchaus abzubauen.“ Erlebnisse aus der Reise und aus Telefonaten seiner Hotline hat Ali Can in einem Buch veröffentlicht. Sein Engagement geht noch weiter: Er hat den überkonfessionellen Verein Interkultureller Frieden gegründet und Ende Oktober 2017 in Berlin eine Anti-Rassismus-Demo organisiert, an der mehr als zehntausend Menschen teilnahmen.

Nach wie vor reist Ali Can durch Ost- und Westdeutschland und erzählt von seinem Leben und seinen Begegnungen mit fremdenfeindlichen Bürgern. Und er verbreitet seinen bemerkenswerten Appell: „Rassisten mit Liebe begegnen“.

Homepage von Ali Can

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