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„Eine Revolution der Liebe“

Emilia Roig ist Expertin für Vielfalt, Inklusion und Anti-Diskriminierung. Sie spricht darüber, was sie bei ihrem Engagement antreibt. 

Bianca Kriel , 12.07.2023
Emilia Roig
Emilia Roig © Mohamed Badarne

„Ich bin ein Produkt des Kolonialismus“, sagt Emilia Roig, wenn sie ihre Herkunft erklärt. Und das muss sie oft: Ihr erstes Buch „Why we matter. Das Ende der Unterdrückung“ wird 2021 ein Bestseller. Und spätestens seit dem Erscheinen von „Das Ende der Ehe“ 2023 ist sie für viele eine feministische, queere, Schwarze Ikone. Was sie fordert: nicht weniger als eine „Revolution der Liebe“.

Emilia Roig wird 1983 in der Nähe von Paris geboren. Ihre Eltern – eine Krankenschwester aus Martinique und ein Arzt aus Algerien – hatten sich in Französisch-Guyana kennengelernt. Das Paar emigriert nach Frankreich. Als Kind einer Schwarzen Mutter und eines weißen Vaters entwickelt Roig früh ein Gespür für Machtverhältnisse.

Gründerin des „Center for Intersectional Justice“ in Berlin

Roig kommt zum Studium nach Berlin und promoviert an der Humboldt-Universität und in Lyon über Intersektionalität. Die Politikwissenschaftlerin erkennt, dass „Unterdrückung nicht individuell ist, sondern strukturell“. Diese Strukturen abzuschaffen, wird zu Roigs Mission. 2017 gründet sie in Berlin das Center for Intersectional Justice. Der Thinktank forscht und berät zu Vielfalt, Gleichberechtigung, Inklusion und Anti-Diskriminierung. 

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„Das Patriarchat ist das am meisten unterschätzte Unterdrückungssystem“, sagt Roig mit Blick auf ihr jüngstes Buch, in dem sie für eine Abkehr von der Ehe eintritt. Dabei war die Mutter eines Sohnes früher selbst verheiratet. Sie sei damals dem romantischen Skript gefolgt, das viele Frauen verinnerlicht hätten: Heiraten. Kinder bekommen. Glücklich sein. Doch Roig ist nicht glücklich. Ihre Ehe zerbricht. 

Dieses Unglück habe System, meint Roig. Bis heute zementiere die Ehe Ungleichheit: Denn während Frauen durchschnittlich jeden Tag über 50 Prozent mehr Zeit für Haushalt und Kinder aufwenden als ihre männlichen Partner und pro Stunde bis zu 18 Prozent weniger verdienen, akkumulierten ihre Männer draußen in der Welt Geld und besetzten Machtpositionen. Reformieren bringe nichts, die Institution gehöre abgeschafft.

Und dann? Roigs Forderungen: Care-Arbeit mit einer feministischen Steuer entlohnen. Kinderbetreuung ausbauen. Und vor allem: Fürsorgearbeit schätzen lernen, denn „sie ist die Arbeit der Liebe“. 

 © www.deutschland.de