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Ankommen in Deutschland

Karamba Diaby über seinen Weg in Deutschland und wie Integration gelingt.

19.04.2017
© dpa - Karamba Diaby

Mit einem Stipendium kam er in den 1980er-Jahren vom Senegal in die DDR und promovierte über deutsche Schrebergärten. Heute sitzt Karamba Diaby als erster Schwarzer für die SPD im Deutschen Bundestag. Uns hat er von seinem Weg in Deutschland erzählt und darüber berichtet, wie aus seiner Sicht Integration gelingt.

„In einem Interview wurde ich mal gefragt, ob ich in Deutschland zweimal ankommen musste. Eine Frage, die ihre Berechtigung hat und die ich mit einem Ja beantwortet habe. Denn als ich im Herbst 1985 als Student vom Senegal nach Ost-Berlin kam, war Deutschland geteilt. Einen Teil meines Chemiestudiums absolvierte ich in Halle (Saale) – also in der damaligen DDR. Da alle ausländischen Studierenden in Wohnheimen untergebracht waren, hatten wir wenig Kontakt zu den Einheimischen. Später, vor und nach dem Mauerfall, verschwand allmählich das Land, das mich zum Studium eingeladen hatte. Während die Menschen „Wir sind das Volk“ riefen, fragte ich mich, ob ich zu diesem „Volk“ dazugehöre. Hinzu kam, dass ich nicht wusste, ob ich mein Studium noch weiterführen durfte. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) übernahm letztendlich die Kosten für mein Stipendium, sodass ich in der Bundesrepublik Deutschland mein Studium beenden, in Geoökologie promovieren und ein zweites Mal ankommen konnte.

Die Sprache lernen

Zum Glück gab es 1985 sofort die Möglichkeit, einen neunmonatigen Sprachkurs in Leipzig zu absolvieren, bevor ich an die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ging. Der Sprachkurs war wichtig für mich. Zum einen war er die Grundlage, um dem Lernstoff zu folgen. Zum anderen gab er mir die Möglichkeit, mich mit den Menschen in meinem Umfeld zu unterhalten und Freundschaften zu knüpfen.

Neugierig sein

Neugierig zu sein auf das Land, seine Menschen und die Kultur, ist wichtig, um anzukommen. Wer keine Fragen stellt und nicht auf Menschen zugeht, der wird seltener an der Gesellschaft teilnehmen und teilhaben. Auf der anderen Seite braucht es aber auch die Neugier der Menschen, zu denen man zieht. Es muss also ein gegenseitiges und wohlwollendes Interesse bestehen. Als ich meine Doktorarbeit über die Schwermetallbelastung in Halleschen Kleingärten schrieb und mich dort oft aufhielt, fragten mich die Menschen, ob ich eine Familie habe, ob diese hier bei mir sei und was ich nach dem Studium machen wolle. Sie waren neugierig auf mich und ich auch auf sie. So entstanden Gespräche, Diskussionen und dann auch Freundschaften.

Bürgerschaftlich engagieren

Während der Schul- und Universitätszeit im Senegal und auch später in der DDR und der Bundesrepublik Deutschland war ich bürgerschaftlich aktiv. So war ich unter anderem der Vorsitzende des Internationalen Studentenkomitees und vertrat bis zur Wende die Interessen aller ausländischen Studierenden meiner Universität in Halle. Nach der Wende habe ich mich in verschiedenen gemeinnützigen Organisationen im Bereich Bildung, Jugendpolitik, Vielfalt und Menschenrechte engagiert. Ich glaube daran, dass der Einsatz für andere Menschen es erleichtert, sich zu integrieren. Durch gemeinsames Engagement lernt man das Land und die Menschen besser kennen, knüpft Kontakte, lernt die Sprache schneller. Alles Faktoren, die das Ankommen nachhaltig erleichtern.“

 

„Mit Karamba in den Bundestag“

Von seiner spannenden Lebensgeschichte hat Karamba Diaby in vielen Interviews berichtet. Nachzulesen ist sie in seinem Buch „Mit Karamba in den Bundestag“, erschienen im Oktober 2016 im Verlag Hoffmann und Campe. Diaby erzählt von seinem Geburtsland, dem Senegal, vom Leben in der DDR und im wiedervereinten Deutschland. Und nicht zuletzt von seiner Vision einer offenen und zukunftsfähigen Gesellschaft. Mit Humor bringt Karamba Diaby einige Vorurteile ins Wanken.

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