Zum Hauptinhalt springen

Eine Frau lässt nicht locker

Gülcan Nitsch schickt Umweltbotschafter in die türkischen Gemeinden Deutschlands.

Canan Topçu, 13.08.2012
© Gülcan Nitsch/Mehmet Werner

An ihre künftige Aufgabe wird sich Gülcan Nitsch noch gewöhnen müssen. Aus der Einzelkämpferin im Dienste der Umwelt wird demnächst die Geschäftsführerin einer gemeinnützigen Gesellschaft. Damit möchte die Biologin ihre bisherige Arbeit, die türkischsprachige Bevölkerung in Deutschland für Umweltthemen sensibilisieren, noch mehr professionalisieren.

Als die Tochter türkischer Arbeitsmigranten 2006 unter dem Dach des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) eine Ortsgruppe für türkischsprachige Berliner gründete, nahm sie kaum jemand aus der Community ernst. Gülcan Nitsch wurde belächelt, ihr Vorhaben galt vielen als abwegig. „Ich habe aber nicht lockergelassen“, erzählt die 40-Jährige heute. Mit Erfolg: „Yeşil Çember“ (Grüner Kreis) erhielt 2008 den Integrationspreis „Berliner Tulpe“. Seitdem ist die Umweltaktivistin ein gern gesehener Gast auf Empfängen und offiziellen Veranstaltungen. Diese Einladungen wiederum nutzt sie, um für ihre „Lebensaufgabe“ zu werben.

Für umweltbewusstes Leben und Handeln hat sich Gülcan Nitsch lange Zeit ehrenamtlich engagiert. Erst als ihr Projekt 2010 und 2011 von der Deutschen Umweltstiftung finanziell unterstützt wird, bekommt sie beim BUND eine feste Stelle und kann das Netzwerk ausbauen. Sie baut Strukturen in anderen Städten auf und schult Multiplikatoren. Inzwischen hat Yeşil Çember Ableger in Stuttgart, Köln und München. Unterstützt wird Yeşil Çember von den türkischen Konsulaten und auch vom Umweltministerium in Baden-Württemberg.

Mehr als 50 türkischsprachige Umweltbotschafter gibt es inzwischen in Berlin, Stuttgart, München und Köln. Die ehrenamtlich aktiven Frauen und Männer informieren an Ständen auf Märkten und Fußgängerzonen, sie halten Vorträge in Vereinen und Moscheegemeinden und organisieren Aktionstage. „Meine Aufgabe besteht inzwischen darin, den Ball ins Rollen zu bringen“, meint Nitsch. Und dafür ist die Berlinerin sehr viel unterwegs. Bis zum Herbst entstehen weitere Ortsgruppen in Hannover, Mannheim, Kiel und Hamburg.

Gülcan Nitsch ist zweifelsohne das „Zugpferd“ von Yeşil Çember. Ohne sie gebe es nicht die türkischsprachigen Umweltbotschafter, die bei türkischen Einwanderern der ersten, zweiten und auch der dritten Generation für ökologisches Handeln und umweltbewusstes Konsumieren werben. Und dies aus zweierlei Gründen: aus Verantwortung der Umwelt und der Gesellschaft gegenüber. Denn ökologisches Verhalten ist auch ein Beitrag zur Integration, sind sich die Umweltbotschafter sicher.