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Europäer in Deutschland: Gesichter der Vielfalt

Ihre Kreativität und ihr Engagement machen Deutschland reicher: Wir stellen fünf Menschen vor, die aus anderen europäischen Ländern kommen und in Deutschland leben.

Clara Krug et Helen Sibum, 29.09.2016

MARINA WEISBAND

Die Politikerin kam in Kiew zur Welt. Ihre Familie zog nach Deutschland, als sie sechs Jahre alt war.

In drei Sprachen denke sie, sagt Marina Weisband: Englisch, Russisch und Deutsch. Dass sie deshalb manchmal etwas wirr sei, 
ist natürlich pures Understatement. Weisband war Geschäftsführerin der Piratenpartei, stieg aber aus, um ihre Diplom­arbeit in Psychologie zu schreiben – und ein Buch. „Wir nennen es Politik“ 
beschäftigt sich mit Demokratie in der digitalen Welt. Weisband engagiert sich auch für die politische Bildung von Jugend­lichen.

ROMAN LIPSKI

Der Künstler wurde 1969 im polnischen 
Nowy Dwór Gdański geboren und wanderte 1989 ins damalige Westberlin aus.

Ein Neuanfang in einem fremden Land: Roman ­Lipski kennt das. Als die Universität der Künste in Berlin im Frühjahr 2016 eine Schulung für Flüchtlinge organisierte, war er als Dozent gerne dabei. Er hörte sich die Sorgen und Fragen der Künstler aus 
Syrien und weiteren Ländern an und versuchte, Mut zu 
machen. Lipski weiß: Der Weg zum Erfolg ist lang. Er selbst 
ist ihn erfolgreich gegangen – seine Werke sind heute in Ausstellungen weltweit zu sehen.

LAURA GARAJOVÁ

Die in der Slowakei geborene 
17 Jahre alte Schülerin ist 
Stipendiatin der START-Stiftung.

Sie engagiert sich für Flüchtlinge, 
ist Sporttrainerin und gibt Hausauf­gabenhilfe. Zur Schule geht Laura Garajová natürlich auch. Man fragt sich, wie die 17-Jährige das alles schafft. Sie hat gelernt, sich durchzubeißen. Kaum ein Wort Deutsch sprach Laura, als sie 2012 mit ihrer Familie von der Slowakei nach Deutschland zog. In perfektem Deutsch erzählt sie heute, was sie in Zukunft machen möchte. Praktika absolvieren. Medizin studieren. Ins Ausland gehen. Bestärkt und gefördert wird sie dabei durch die START-Stiftung. Die Stipendien unterstützen zugewanderte Jugendliche bei der Gestaltung ihrer Bildungsbiographie.

SHARON DODUA OTOO

Die in Berlin lebende Britin gewann überraschend einen wichtigen Preis für deutschsprachige Literatur.

Beim Bachmann-Preis 2016 galt sie als Außenseiterin. Und auch Sharon Dodua Otoo selbst hatte wohl nicht damit gerechnet, die renommierte, mit 25 000 Euro dotierte Literaturauszeichnung zu bekommen – zumal sie den Preis mit seiner langjährigen Geschichte gar nicht kannte. Sharon Dodua Otoo wurde 1972 in London geboren und lebt mit ihrer Familie in Berlin. Dort arbeitet sie beim Verein Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie (RAA), der etwa Projekte zur Sprachför­derung an Schulen umsetzt. Es sei ihr Traum, einen Roman zu schreiben, so Sharon Dodua Otoo nach 
der Preisverleihung.

ANA PLASENCIA

Die Moderatorin wuchs auf Tene­riffa auf und ist heute das Gesicht 
eines TV-Globalisierungsmagazins.

„Zuhause kann man sich überall fühlen“, sagt Ana Plasencia. Sie muss es wissen: Geboren wurde sie 1974 in Frankfurt am Main, wuchs dann auf Teneriffa auf und legte dort an einer deutschen Schule ihr Abitur ab. Anfang der 1990er-Jahre kam Plasencia zurück nach Deutschland und studierte in Berlin. Heute arbeitet sie als Moderatorin der Deutschen Welle (DW). Was multikulturelles Leben und internationale Verzahnung ­bedeuten, weiß sie gut. Als Moderatorin des DW-Magazins Global 3000 gibt sie der Globalisierung ein ­Gesicht.