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„Frankfurt hilft“

Ein außergewöhnliches zivilgesellschaftliches Projekt koordiniert die Flüchtlingshilfe in der multikulturellen Stadt.

Johannes Göbel, 13.01.2016
© dpa/Frank Rumpenhorst - Engagement

Die Hilfsbereitschaft ist ungebrochen. Wir erleben seit Wochen große Solidarität“, erzählt Dilek Akkaya. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Anita Heise ist sie zentrale Ansprechpartnerin des Integrationsprojekts „Frankfurt hilft – Engagement für Flüchtlinge“. Dilek Akkaya freut es, in dieser Arbeit „vielen Menschen zu begegnen, die den Begriff des Ehrenamts so verstehen, wie wir ihn fassen – nämlich sehr weit.“ Das Sozialdezernat der Stadt und nicht weniger als zehn Stiftungen setzen sich unter dem Dach von „Frankfurt hilft“ gemeinsam für Flüchtlinge ein – von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt, die das Projekt von Anfang an begleitet hat, bis zur Deutsche Bank Stiftung und der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung. „Wir arbeiten träger- und konfessionsübergreifend“, betont Dilek Akkaya. So sei es möglich, die vielfältige Hilfsbereitschaft möglichst umfassend zu bündeln.

Die Koordinierungsstelle um Dilek Akkaya und Anita Heise stellt Informationen über die Situation von Flüchtlingen in Frankfurt bereit und möchte „größtmögliche Transparenz“ über Bedarfe, Einsatzfelder, Initiativen und Projekte herstellen. Eine wesentliche Aufgabe ist die Vernetzung der Akteure in der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit. Die Website von „Frankfurt hilft“ informiert über eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten für freiwillige Helfer, etwa in Projekten zur Deutschförderung oder in den Kleiderdepots der kirchlichen Hilfsorganisationen Caritas und Diakonie. Sehr viele Helferinnen hat „Frankfurt hilft“ zum Beispiel auch an das „Café Milena“ des „Mädchenbüros“ im Stadteil Bockenheim vermittelt, ein offener Treffpunkt für geflüchtete Frauen und Mädchen mit vielfältigen Angeboten in den Bereichen Bildung, Kultur und Orientierung. Für die Einsatzmöglichkeiten in zahlreichen weiteren Projekten bieten die Mitarbeiter von „Frankfurt hilft“ das persönliche Gespräch an; hinzu kommen regelmäßige Informationsabende. „Frankfurt hilft“ organisiert zudem eine Fortbildungsreihe für Ehrenamtliche. Themen sind unter anderem die „Kommunikation im interkulturellen Kontext“ und die Besonderheiten in der Arbeit mit minderjährigen Flüchtlingen. Auch wird die Frage behandelt, wie ein differenzierter Blick auf die Geflüchteten gelingen kann. „Flüchtlinge sind keine homogene Gruppe, auch wenn das viele Menschen glauben“, sagt Dilek Akkaya. „,Den Flüchtling‘ gibt es nicht.“

Sensibel und genau hinschauen – das ist ein zentrales Anliegen von „Frankfurt hilft“, gerade bei der Organisation von Hilfsangeboten und Sachspenden. „Wir setzen uns für bedarfsgerechte Hilfe ein“, hebt Dilek Akkaya hervor. Das gilt für Hinweise, dass nicht jede Kleidergröße Abnehmer findet, wie für das Engagement für Flüchtlinge in den Frankfurter Stadtteilen. „Die Hilfsbereitschaft reicht von Studenten, die sich zusammenschließen, bis zu Stammtischgruppen, die ebenfalls helfen wollen“, berichtet Akkaya. „Es ist sinnvoll, dass sich die Ehrenamtlichen zusammenfinden und nicht jeder für sich das dritte oder vierte ähnliche Hilfsprojekt im selben Stadtteil anbietet.“ Der verbindende Charakter von „Frankfurt hilft“ kommt zur Geltung: „Wir sind mit einer weiten Landschaft von Hilfsangeboten vernetzt und können entsprechend vermitteln“, sagt Dilek Akkaya.

Für sie, die selbst türkische Wurzeln hat, zeigt das große Interesse an „Frankfurt hilft“ auch den besonderen Charakter der multikulturellen Stadt, deren Bewohner aus rund 170 Nationen kommen und die für insgesamt über 200 Sprach- und Kulturtraditionen stehen. „Die Berührungspunkte mit verschiedenen Nationalitäten und Kulturen sind hier schon fast naturgemäß; dadurch gibt es eine besondere Offenheit. Das wissen wir – und darauf sind wir durchaus auch stolz.“ ▪