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Die „Morgenstadt“

Das Fraunhofer-Institut entwirft in einem interdisziplinären Netzwerk die Stadt der Zukunft.

01.06.2016
© Fraunhofer IBP - Morgenstadt

Die Lebensorte und die Lebensart der Menschheit verändern sich dramatisch:  Immer mehr Menschen strömen in die großen Städte, weg von gewachsenen ländlichen Strukturen.  3,5 Milliarden Menschen bevölkern schon heute die Metropolen weltweit, das ist mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. Laut Prognosen werden im Jahr 2050 schon drei von vier  der dann voraussichtlich zehn Milliarden Menschen in  Städten leben. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die Fraunhofer-Gesellschaft mit der zentralen Frage, wie die Städte von heute zukunftsfähig werden für den Ansturm von morgen. „Morgenstadt – City of the Future“ heißt das Projekt, in dem sich Wissenschaftler der verschiedensten Disziplinen gemeinsam mit Partnern aus Städten und der Industrie Gedanken über die urbane Zukunft machen.

Gegenentwurf zu den heutigen Mega-Cities

Die Mega-Cities dieser Welt verbrauchen schon heute drei Viertel aller Ressourcen und produzieren dabei große Mengen von Müll und Treibhausgasen.  Der Gegenentwurf zu dieser Entwicklung ist die „Morgenstadt“:  Sie soll urban sein, aber Arbeit und Leben der Menschen vereinen. Kurze Wege zum Arbeitsplatz bedeuten weniger Verkehr, weniger Lärm, weniger Stau, weniger Energieverbrauch. Die „Morgenstadt“ besteht aus Quartieren, die Strom und Wärme selbst erzeugen, ihre Bewohner fahren Elektroautos, die zugleich als Stromspeicher dienen, und wohnen in intelligenten Häusern, in denen auch alte Menschen bequem und sicher leben können.

Nachhaltigkeit, erneuerbare Energien und Digitalisierung gehen in der Stadt der Zukunft Hand in Hand, um ihren Bewohnern möglichst hohe Lebensqualität zu bieten. „Der Umbau unserer Städte muss intelligent erfolgen, damit sie für die Menschen lebenswert bleiben“, sagt Professor Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, der größten Organisation für angewandte Forschung in Europa. Das Netzwerk lobt auch einen weltweiten Wettbewerb aus, die „Morgenstadt City Challenge“. Die Gewinner erhalten eine umfassende Forschungs- und Beratungsleistung, zugeschnitten auf ihre individuelle Situation. Die aktuelle Bewerbungsrunde endet am 30. Juni 2016. Gewinnerstädte waren bisher schon Prag, Chemnitz, Lissabon und die deutsche Hauptstadt Berlin.

Zum Projekt gehört auch das „Morgenstadt-Innovationsnetzwerk“, das zurzeit  aus 15 Städten, 25 Unternehmen und zehn Fraunhofer-Instituten besteht. Neue Lösungen und Strategien für die Zukunft der Städte entstehen interdisziplinär. Fraunhofer verfügt über 60 verschiedene Forschungsinstitute, von denen nach Auskunft Bullingers  immerhin 50 Beiträge zum Thema „Morgenstadt“ leisten können. Ein Arbeitsmodell, mit dessen Hilfe sich Kommunen nachhaltiger aufstellen können, ist bereits in Buchform erschienen. Es basiert auf sechs umfassenden Stadtanalysen (Berlin, Freiburg, Kopenhagen, New York, Tokio, Singapur) und hundert Fallstudien. Die Gewinner der Challenge sollen auf ihrem Weg zu mehr Zukunftsfähigkeit das neue „Morgenstadt-Modell“ anwenden. 

www.morgenstadt.de

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