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Kochen, backen, bloggen

Fasziniert von Berlin, gutem Essen und der Kunst, darüber zu schreiben: Luisa Weiss über ihren deutsch-amerikanischen Lebensweg.

Interview: Christina Pfänder, 29.08.2022
Berlinerin mit amerikanisch-italienischen Wurzeln: Luisa Weiss
Berlinerin mit amerikanisch-italienischen Wurzeln: Luisa Weiss © Aubrie Pick

Deutsche Koch- und Backkunst einem internationalen Publikum näherbringen – eine Herzensangelegenheit von Autorin Luisa Weiss. Die Tochter einer Italienerin und eines US-Amerikaners lebt in Berlin, ihrem Geburtsort und ihrer Wahlheimat.

Frau Weiss, während Ihrer Schulzeit haben Sie zunächst in Boston bei Ihrem Vater gelebt, später bei Ihrer Mutter in Berlin. Ihre Ferien haben Sie meist in Italien verbracht. Wie hat das Pendeln zwischen Deutschland, den USA und Italien Ihre Identität geprägt?

In Boston habe ich damals mit meinem Vater in einem eher konservativen, ruhigen Vorort gewohnt. Dort war es angenehm zu leben, aber mein Herz hat immer für Berlin geschlagen. Bereits als Jugendliche habe ich mich in der internationalen Community, der meine Eltern angehörten, sehr wohl gefühlt. In dieser für Deutschland eher untypischen Stadt leben viele Menschen, die sich mit Berlin identifizieren, auch wenn sie keinen deutschen Pass besitzen. Ähnlich verhält es sich mit New York, wo ich nach meinem Studium der englischen und französischen Literatur an der Tufts University für verschiedene Verlage gearbeitet habe.

2005 haben Sie in New York Ihren Food-Blog „The Wednesday Chef“ gestartet. Was hat Sie dazu inspiriert?

Ich selbst bin eine leidenschaftliche Köchin, außerdem interessiert es mich, wie andere Menschen zu Hause kochen. Als dann in den 2000er-Jahren die ersten Food-Blogs online gingen, fand ich die Konzepte sehr spannend. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, in meiner Freizeit einen eigenen Food-Blog zu kreieren – aber zuerst nur im Geheimen. Für „The Wednesday Chef“ nutzte ich zunächst Rezepte aus der New York Times und der Los Angeles Times, die ich nachkochte und miteinander konkurrieren ließ. Zwei Jahre lang habe ich den Blog anonym gehalten, doch zu meiner eigenen Überraschung stiegen schon bald die Leserzahlen, zudem wurde der Blog in überregionalen Zeitungen erwähnt. Da wurde mir klar: Ich kann ruhig meinen Namen daruntersetzen, ohne am Ende meinen Job zu verlieren. Am Ende diente mir der Blog sogar als Türöffner für einen weiteren Karriereschritt: Ich bekam die Chance, als Lektorin in einer Kochbuchredaktion zu arbeiten. Durch meinen Blog hatte ich viele Restaurantbesitzer, Köche und andere Food-Blogger kennengelernt, das zahlte sich aus.

Luisa Weiss: Heimweh nach Berlin
Luisa Weiss: Heimweh nach Berlin © Ramon Haindl

Ihre Karriere an den New Yorker Verlagshäusern haben Sie 2010 beendet, um nach Berlin zurückzukehren. Was gab dazu den Ausschlag?

Ich habe gerne in den USA gelebt und gearbeitet. Bücher sind mein Universum, und ich hatte mir nichts Besseres vorstellen können, als für meine große Leidenschaft, das Lesen, bezahlt zu werden. Dennoch hatte ich Heimweh nach Berlin – in New York hat mir immer etwas gefehlt. Wenn ich meine Mutter in Deutschland besucht habe, fiel mir der Abschied wahnsinnig schwer. Deshalb habe ich meinen damaligen Freund und meine Arbeit hinter mir gelassen und bin nach Hause geflogen. Das war die richtige Entscheidung: In Berlin habe ich eine Familie gegründet und begonnen, hauptberuflich als Autorin zu arbeiten. Diese ganze Zeit des Umbruchs, die Sehnsucht nach Berlin, aber auch die Geschichte meiner Kindheit und die Suche nach mir selbst und die Jahre in New York habe ich in meinem Debütroman „My Berlin Kitchen“ verarbeitet. Außerdem sind dort meine Lieblingsrezepte zu finden: gerösteter Rosenkohl und geschmortes Hähnchen aus New York, Bracioline Siciliane und Kichererbsensuppe aus Italien sowie Pflaumenmus und Rote Grütze aus Berlin.

2016 haben Sie Ihr zweites Buch veröffentlicht: „Classic German Baking“. Wieso stellen Sie die deutsche Backkunst ins Rampenlicht?

„Classic German Baking“ richtet sich an internationale Leserinnen und Leser, insbesondere an das US-amerikanische Publikum, das ich durch meine Vergangenheit sehr gut kenne. Auf dem internationalen Markt existieren wenige Backbücher mit traditionellen Rezepten aus dem deutschsprachigen Raum wie Hefe- oder Streuselkuchen, Schwarzwälder Kirschtorte, Mohnhörnchen oder Brötchen. Diese Lücke soll „Classic German Baking“ füllen. Zudem wollte ich den Deutschen klarmachen: Ihr könnt stolz auf eure einzigartige Backkunst sein, das ist ein herausforderndes Handwerk!

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Aktuell schreiben Sie an einem Buch zu traditionellen deutschen Kochrezepten. Eine Herausforderung?

Ja, in der Tat ist es viel schwieriger. Backrezepte bieten eine größere regionale Vielfalt, zudem gehört das Stückchen Kuchen am Nachmittag zur deutschen Kultur. Die deutsche Kochkunst wird international weniger positiv bewertet und zum Teil auf Schlachtplatte, Braten und Würste reduziert. Bei meiner Recherche hat sich in der Tat gezeigt: Typische deutsche Gerichte kommen oft nicht ohne Fleisch aus. Ich habe aber auch leichte Gemüserezepte gefunden, die ich vorstellen werde.

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