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Was Deutschland teilt

Auto, Fahrrad, Wohnung – gemeinsam nutzen statt besitzen liegt im Trend. Wir stellen die beliebtesten Sharing-Modelle vor.

Tanja Zech, 01.08.2017
Sharing Economy - Carsharing
© dpa

Deutschland. Mit einem Miet-Fahrrad zur nächsten Car-Sharing-Station radeln und dort ein Auto mal drei Stunden lang für einen Großeinkauf buchen. Das eng gewordene Kleid über eine Kleidertauschbörse loswerden. Eine Bohrmaschine über ein Nachbarschafts-Netzwerk ausleihen. Warum sollte man Dinge kaufen, die nur selten gebraucht werden? So denken viele junge Leute in Deutschland. In der Generation der 14- bis 39-Jährigen ist die Sharing-Mentalität am stärksten ausgeprägt.

Die technischen Möglichkeiten des Internets haben der „Sharing Economy“ einen Boom bereitet. Dienstleistungen und Dinge sind über das Smartphone mit ein paar Klicks verfügbar. Schon jeder zweite Deutsche hat solche Angebote schon einmal genutzt. Das ergab eine Studie von Harald Heinrichs, Professor für Nachhaltigkeit an der Leuphana Universität.

In einer Umfrage der Verbraucherzentrale vom Mai 2015 gaben Deutsche an, welche Sharing-Angebote für sie interessant sind. Die Zahl der regelmäßigen Nutzer ist allerdings deutlich kleiner.

 

  1. Mitfahrgelegenheiten (72 %)
  2. Werkzeugverleih (70 %)
  3. Carsharing (66 %)
  4. Miet-Fahrrad (62 %)
  5. Appartmentsharing (40 %)
  6. Kleidertauschbörse (26 %)

Die meisten Angebote werden über Unternehmen abgewickelt. Deshalb wenden Kritiker ein, dass die Sharing Economy kein klassisches Teilen sei, sondern ein neues Geschäftsmodell. Carsharing ist ein gutes Beispiel: Das eigene Auto würden die wenigsten an Fremde verleihen. Aber als professionelle Dienstleistung funktioniert es gut.

Für junge Leute ist ein eigenes Auto kein Statussymbol mehr.
Gunnar Nehrke, Bundesverband Car Sharing

Drei Gründe für Carsharing

Deutschland gehört zu den Carsharing-Pionieren. In Berlin wurde 1990 eins der ersten Unternehmen der Welt gegründet: die Stattauto GmbH. Vor allem in Großstädten findet Carsharing immer mehr Anhänger. Gunnar Nehrke, Sprecher des Bundesverbands Car Sharing, nennt drei Gründe:

 

  1. Bequemlichkeit: Anders als beim eigenen Pkw muss sich der Nutzer nicht um TÜV, Reifenwechsel oder Reparaturen kümmern. In Städten ist Parkplatzsuche zeitraubender Stress, während Carsharing-Autos meistens feste Parkplätze haben.
  2. Geld sparen: Wer weniger als 10.000 Kilometer im Jahr zurücklegt, fährt mit Carsharing günstiger.
  3. Umweltschutz: In Innenstädten ersetzt ein Carsharing-Fahrzeug bis zu 20 private Autos.

 

Zahlen zum Carsharing in Deutschland (Stand 1.1.2017)

  • 1,7 Millionen Nutzer
  • 597 Städte
  • 17.200 Fahrzeuge

Die typischen Nutzer sind 35 bis 50 Jahre alt und Akademiker. Oft haben sie dieses Mobilitätsmodell schon als Studierende ausprobiert, weil viele Universitäten mit Carsharing-Anbietern kooperieren. Nehrke sieht einen Bewusstseinswandel: „Für junge Leute ist ein eigenes Auto kein Statussymbol mehr. Vielen ist ein Smartphone wichtiger.“