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„Wachsamer und achtsamer“

Die Welt nach Corona: Jutta Allmendinger hofft auf eine sozialere, demokratischere Gesellschaft.

Interview: Helen Sibum, 15.04.2020
Soziologin Jutta Allmendinger
Soziologin Jutta Allmendinger © WZB/David Ausserhofer

Mit der „Vermächtnisstudie“ erforscht die Soziologin Jutta Allmendinger seit Jahren, wie die Deutschen ticken. Wir wollten von der Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin (WZB) wissen, ob die Gesellschaft nach der Corona-Pandemie eine andere sein wird.

Frau Allmendinger: Deutschland im April 2021 – was wird anders sein als vor der Corona-Krise?

Ich bin mir sicher, dass Deutschland sich verändert. In welchem Ausmaß das der Fall sein wird und in welcher Hinsicht, darüber entscheiden wir alle in den kommenden Wochen. Mein Wunsch: Wir werden wachsamer, achtsamer, sozialer, handeln europäisch und demokratisch.

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Wir reden im Moment viel von Solidarität und Wir-Gefühl in der Krise – was wird davon bleiben?

Es kommt darauf an, wie viel Politik, Medien und Zivilgesellschaft jetzt lernen und umsetzen. Den Bürgerinnen und Bürgern tut es gut, dass ihnen mehr Vertrauen entgegengebracht wird. Viele Prozesse laufen weniger bürokratisch ab, die Verwaltung tritt in Vorleistung und schützt die Menschen. Denken Sie etwa an den verbesserten Kündigungsschutz bei Wohnungen, an schnelle finanzielle Hilfen. Die Medien stürzen sich derzeit weniger auf die Abgründe menschlichen Verhaltens und Versagens. Sie berichten oft über positive Dinge: über Bürgerinnen und Bürger, die sich an die neuen Regeln halten, oder über Krankenhäuser, in denen der Notdienst funktioniert. Auch das heilt. Und Menschen, die sich bislang nicht kannten, klatschen jeden Abend gemeinsam für das medizinische Personal und bedanken sich bei jenen, die ihre Energie und Gesundheit für die Infizierten geben.

Ich bin mir sicher, dass viele Dienstreisen entfallen, viele Treffen digital abgehalten werden.
Soziologin Jutta Allmendinger

Bedeutet die Krise einen Schub für die Digitalisierung und insbesondere für die digitale Bildung?

Hier setze ich die wenigsten Fragezeichen. Die meisten jener Privilegierten, die im Home-Office arbeiten dürfen, haben den Umgang mit digitaler Vernetzung nun täglich geübt. Unternehmen haben Anschaffungen getätigt, Lizenzen gekauft. Ich bin mir sicher, dass viele Dienstreisen entfallen, viele Treffen von Beschäftigten auch in Zukunft digital vollzogen werden. Ähnliches gilt für die digitale Bildung und Weiterbildung. Wir arbeiten mit Hochdruck an Online-Unterricht für alle Altersstufen. Das wird bleiben. Zum Diskutieren und Nachbereiten werden wir uns aber weiterhin treffen.

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