Zum Hauptinhalt springen

Deutsch-chinesische Begegnungen

Eine Austauschakademie bringt junge Menschen aus beiden Ländern zusammen – im Jahr des 50-jährigen Bestehens diplomatischer Beziehungen. 

Sarah KanningSarah Kanning , 29.12.2022
Gemeinsam lernen beim deutsch-chinesischen Austausch
Gemeinsam lernen beim deutsch-chinesischen Austausch © Schülerakademie China/Michael Neuhaus

Einander kennenlernen, sich austauschen oder gemeinsam über Zukunftsthemen wie Klima, künstliche Intelligenz und soziales Miteinander diskutieren: 34 junge Menschen aus China und Deutschland nutzten in diesem Jahr eine vom Auswärtigen Amt geförderte bilaterale Austauschakademie im sächsischen Waldenburg, um mehr über das jeweils andere Land zu erfahren und miteinander ins Gespräch zu kommen. Der Austausch stand unter dem Leitmotiv „Zukunft“. Denn Ziel war es, die deutsch-chinesischen Beziehungen nicht retrospektiv sondern gemeinsam nach vorne gerichtet zu betrachten.

„Die Akademie ermöglichte einen spannenden Austausch“, erzählt die chinesische Teilnehmerin Siqi Wang. „Die deutschen Teilnehmenden waren sehr neugierig. Es war interessant, zu erfahren, wie sie über mein Herkunftsland denken. Wir haben uns gut verstanden.“ Die 18-Jährige stammt aus Shanghai und lebt inzwischen in Deutschland. In einem Internat in der Nähe von Hamburg bereitet sie sich auf ihr Abitur vor, danach würde sie gerne in der Schweiz studieren. Bei der Austauschakademie nahm sie an einem Workshop zu künstlicher Intelligenz teil, weitere Angebote befassten sich mit Zukunftsvisionen und -utopien oder einer möglichen Klimapartnerschaft zwischen China und Deutschland.

Einblicke in deutsch-chinesische Beziehungen

„Wir haben technische Ideen wie beispielsweise Gedächtnisprogramme kennengelernt, die uns dabei unterstützen könnten, unsere Zukunft besser zu gestalten“, erzählt Siqi Wang. An die Gespräche mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern erinnert sie sich gerne zurück. „Ich habe viel über Deutschland erfahren und gelernt, obwohl ich das Land schon etwas kenne.“ Vor allem die historische Darstellung, wie sich die beiden Länder in den vergangenen 50 Jahren entwickelt haben, sei für sie spannend gewesen. „Ich mag Deutschland und lebe gerne hier. Jetzt habe ich noch einmal gute Einblicke erhalten.“

Vor 50 Jahren nahmen Deutschland und China ihre diplomatischen Beziehungen auf. Anlässlich dieses Jubiläums hatte das Auswärtige Amt die Veranstaltung gefördert, die vom Bildungsnetzwerk China und dem Talentförderzentrum Bildung & Begabung des Bundes und der Länder veranstaltet wurde. „Bildung & Begabung“ ist ein Talentförderzentrum des Bundes und der Länder, das Schüler und Schülerinnen, Eltern und Lehrkräfte mit umfangreichen Informations- und Vernetzungsangeboten unterstützt, aber auch Wettbewerbe und Akademien für Jugendliche anbietet, in denen diese ihre Stärken entfalten können.

Teilnehmerin Siqi Wang
Teilnehmerin Siqi Wang © privat

Realisierbares Austauschformat in Pandemiezeiten

„Die Austauschakademien mit deutschen Teilnehmenden sowie chinesischen Teilnehmerinnen und Teilnehmern umzusetzen, die bereits seit kurzem in Deutschland leben, ist eines von wenigen Austauschformaten, die momentan realisierbar sind“, sagt Julian Kothen vom Bildungsnetzwerk China. Reisen aus China zur Teilnahme an Veranstaltungen seien seit dem Beginn der Coronapandemie dagegen schwierig geworden.

Das Bildungsnetzwerk China wurde Anfang 2020 als gemeinsame Initiative der Stiftung Mercator und des Goethe-Instituts gegründet. Ausgestattet mit einem Budget von 7,6 Millionen Euro bis 2024 fördert es die Ausbildung von Chinakompetenz in Deutschland und ermöglicht Begegnungen wie bei der Austauschakademie. Diese sollen die internationale Verständigung zwischen Deutschland und China strukturell stärken und verbessern.

So eine Akademie bereichert einen ungemein. China ist unglaublich interessant.
Teilnehmerin Anna-Marie Aurélie Pülsch

„Wir versuchen, Chinakompetenz nicht nur aus einer eurozentrischen Perspektive zu vermitteln, sondern interkulturelle Begegnungen zu ermöglichen, unterschiedliche Perspektiven aufzuzeigen und auch Raum für kritische Gedanken zu geben“, sagt Julian Kothen. Etwa die Hälfte der Kursleitenden habe einen chinesischen Hintergrund. Dass genauso viele chinesische wie deutsche Jugendliche teilnehmen, sei ebenso wichtig wie das Kennenlernen im Kleinen. Es teilten sich beispielsweise immer zwei Teilnehmende aus Deutschland und China ein Zimmer.

Teilnehmerin Anna-Marie Aurélie Pülsch
Teilnehmerin Anna-Marie Aurélie Pülsch © privat

Freundschaften schließen, Gemeinsamkeiten entdecken

„Ich fand die Akademie mega interessant und habe sogar richtige Freundschaften schließen können“, erzählt Anna-Marie Aurélie Pülsch aus Buxtehude. Sie ist hochbegabt und lernt besonders leicht Fremdsprachen, spannend war für sie deshalb auch der Chinesisch-Crashkurs. „Ich will jetzt auch weiter lernen, der Einblick in eine ganz andere Schrift mit ihren Charakteren und Symbolen ist total spannend“, sagt sie. Sie fand zudem vor allem beeindruckend, dass die Teilnehmenden sofort ins Thema einsteigen konnten. „Wir sind gleich auf einem hohen Level gestartet, wir brauchten keine Aufwärm- oder Annährungszeit, die Gespräche waren gleich sehr intensiv und interessant.“

Sie habe ein grobes Bild von China gehabt, sagt Anna-Marie Aurélie Pülsch, aber jetzt viel dazugelernt. „So eine Akademie bereichert einen ungemein. Ich konnte sehr viel davon mitnehmen – und hoffe, dass andere Teilnehmende auch etwas von mir mitnehmen konnten.“ Dass sie jetzt ins Ehemaligenprogramm aufgenommen worden sei, freue sie besonders. „So bleiben wir vernetzt und können den Austausch fortsetzen. China ist unglaublich interessant.“

© www.deutschland.de