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„Wir haben sofort unsere Hilfe angeboten“

Als eines der ersten deutschen Krankenhäuser hat das Klinikum Chemnitz Covid-19-Patienten aus Italien aufgenommen. Ein Gespräch mit Geschäftsführer Dirk Balster.

Interview: Sarah Kanning , 17.04.2020
Patienten aus Italien kommen in Sachsen an
Patienten aus Italien kommen in Sachsen an © dpa

Herr Balster, Ihre Klinik hat sich als eine der ersten in Deutschland bereiterklärt, an Covid-19 erkrankte Patienten aus Italien aufzunehmen. Wie kam es dazu?

Südtirol hat um Hilfe bei der Behandlung von intensivpflichtigen Covid-19-Patienten gebeten und Sachsens Landesregierung hat Ende März 2020 angefragt, ob das Klinikum Chemnitz Patienten übernehmen könne. Bereits zwei Tage später sind zwei schwer erkrankte Italiener bei uns angekommen und werden seitdem hier weiterbehandelt. Da wir die Kapazitäten haben, haben wir sofort unsere Hilfe angeboten. Auf diese Weise können wir den italienischen Kolleginnen und Kollegen helfen. Und zugleich können sich die Teams im ärztlichen und pflegerischen Bereich in diesen sehr speziellen Situationen auf den Umgang mit beatmungspflichtigen Covid-19-Patienten einstellen.

Wie hat sich der Alltag in Ihrer Klinik seit der Corona-Pandemie verändert?

Vor allem in den ersten Wochen, als die Pandemie Deutschland gerade erreicht hatte, haben wir sehr viele Maßnahmen zugleich umgesetzt, um in kurzer Zeit auf eine unbekannte, aber zu erwartende hohe Zahl an Covid-19-Patienten vorbereitet zu sein. Dazu gehörte es, geplante Eingriffe zu reduzieren, Schutzausrüstung zu besorgen, die Zahl der Intensivbetten aufstocken, spezielle Stationen zur Kohortierung von Infizierten und Verdachtsfällen zu definieren, die Arbeitsabläufe vieler Mitarbeitenden neu zu organisieren sowie die Kapazitäten von knapp 30 Krankenhäusern in der Region zu erfassen und deren Auslastung mit Covid-19-Patienten zu überwachen und steuern. Doch dank der sehr engagierten und hilfsbereiten Beschäftigten in allen Bereichen des Klinikums ist uns das sehr gut gelungen.

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Mussten Sie spezielle Vorbereitungen für die Patienten aus Italien treffen?

Das Klinikum Chemnitz war Ende März bereits bestens auf die Behandlung von schwerkranken und intensivpflichtigen Covid-19-Patienten vorbereitet. Eine spezielle Vorbereitung auf die beiden italienischen Patienten war deshalb nicht notwendig.

Sollten europäische Nachbarn oder andere Länder Unterstützung brauchen, stehen wir gern bereit.
Klinikums -Geschäftsführer Dirk Balster

In welchem Gesundheitszustand kamen die Patienten in der Klinik an – und wie geht es Ihnen heute?

Der Zustand der beiden Patienten war bei der Ankunft bei uns stabil. Beide wurden zu dem Zeitpunkt beatmet. Über die folgenden Tage besserte sich der Zustand stetig. Sie atmen beide inzwischen wieder selbständig und können miteinander kommunizieren und sich gegenseitig Mut zusprechen. Eine gemeinsame, vertraute Sprache fördert das Wohlbefinden der Patienten natürlich sehr. Die Verständigung mit Ärzten und Pflegern funktioniert auf Deutsch oder über Italienisch sprechende Mitarbeiter aus unserem Klinikum.

Können Sie sich vorstellen, weitere Patienten aus dem Ausland aufzunehmen?

Derzeit sind in unserem Haus ausreichend Kapazitäten für die Behandlung von Covid-19-Patienten vorhanden. Sollten europäische Nachbarn oder andere Länder Unterstützung brauchen, stehen wir gern bereit.

Dirk Balster , kaufmännischer Geschäftsführer des Klinikums Chemnitz
Dirk Balster , kaufmännischer Geschäftsführer des Klinikums Chemnitz © Klinikum Chemnitz

Dirk Balster ist Kaufmännischer Geschäftsführer des Klinikums Chemnitz in Sachsen, einem Krankenhaus der höchsten Versorgungsstufe mit 1.765 Betten an drei Standorten. Es befindet sich zu 100 Prozent im Eigentum der Stadt Chemnitz und ist das viertgrößte Krankenhaus Deutschlands in kommunaler Trägerschaft

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