Ansichten: Serkan Kaya
Der Hauptdarsteller des Berlin-Musicals „Hinterm Horizont“ über Geschichte, Gefühle und die Bedeutung der Songs von Udo Lindenberg.

„Hinterm Horizont“ erzählt eine ost-westdeutsche Liebesgeschichte. Wie wichtig ist der geschichtliche Hintergrund für das Musical?
Zum einen hat „Hinterm Horizont“ mit dem Stage Theater am Potsdamer Platz den richtigen Ort gefunden – hier war einst der „Todesstreifen“ der Berliner Mauer am breitesten. Wichtig ist aber vor allem, dass wir eine Geschichte über echte Menschen und Schicksale erzählen. Das ermöglicht einen direkten Zugang zu dem geschichtlichen Hintergrund. Schon mein fünfjähriger Sohn stellt mir ethische Fragen: Was ist richtig? Was ist falsch? Wir zeigen mit dem Musical auch, dass im System der DDR immer wieder Regeln wichtiger als Ethik waren – und dass es gute Gründe geben kann, sich über solche Regeln hinwegzusetzen.
Sie verkörpern in „Hinterm Horizont“ Udo Lindenberg, der mit seinen Songs und seinem berühmten Ost-Berliner Konzert von 1983 gegen das DDR-System rebelliert hat.
Udo Lindenberg liefert mit seinen Songs einen wunderbaren Rahmen, um die Geschichte fühlbar zu machen. Er hat mit seiner Musik und seinen Texten einen Weg gefunden, die Menschen auf pure Art und Weise anzusprechen – von „Mädchen aus Ost-Berlin“ bis zu „Ich mach‘ mein Ding“.
Als 1989 die Mauer fiel, waren sie zwölf Jahre alt. Wie haben Sie das damals erlebt?
Ich habe mich am Fernseher sehr für die Menschen in Berlin gefreut, aber richtig einordnen konnte ich die Ereignisse nicht. Dass ich Sohn türkischer Gastarbeiter bin, hat nur bedingt eine Rolle gespielt; vielen meiner Mitschüler ging es ähnlich. Die Vorbereitung auf „Hinterm Horizont“ war dagegen ein faszinierender Geschichtsunterricht für mich. Ein Hauptteil meiner Rollenarbeit waren lange Gesprächen mit den Mitgliedern unseres Ensembles oder unserer technischen Abteilung, die einen persönlichen Bezug zur Geschichte der DDR haben.