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Der Schauplatz Glienicker Brücke

Am 11. Juni 1985 wechselten auf der Brücke zwischen Potsdam und West-Berlin fast 30 Spione die Seiten – es war der größte Agentenaustausch des Kalten Krieges.

09.06.2015
© dpa - Glienicker Brücke

Auf Berliner Seite hing die Flagge der USA, auf Potsdamer Seite waren wieder die Fahnen von DDR und Sowjetunion gehisst worden: Wem im November 2014 beim Blick zur Glienicker Brücke mulmig zumute wurde, tröstete sich mit dem liebsten Gedanken aller verängstigten Kinobesucher: „Es ist ja nur ein Film.“

Trotzdem konnte man sich angesichts der Kulisse für einen Dreh von Regisseur Steven Spielberg leicht zurückversetzt fühlen in die Zeit des Kalten Krieges. Mehrere Tage lang fing Spielberg auf der Havelbrücke Szenen für einen Film über den US-Piloten Francis Gary Powers ein, der 1960 über der Sowjetunion abgeschossen und gefangen genommen worden war. 1962 wurde er gegen den in den USA inhaftierten KGB-Spion Rudolf Abel ausgetauscht. Tom Hanks spielt im Film dessen Anwalt.

Es war seinerzeit das erste Mal, dass die Glienicker Brücke Schauplatz eines solchen Handels wurde. Bei zwei weiteren Gelegenheiten wechselten Agenten dort die Seiten. Der größte Austausch des Kalten Krieges ereignete sich am 11. Juni 1985. Fast 30 Spione übertraten damals auf der Brücke jenen weißen Streifen, der die Grenze zwischen der Bundesrepublik und der DDR markierte. Die meisten von ihnen waren CIA-Informanten.

„Dem Willkürregime entkommen“

Auch Eberhard Fätkenheuer trat damals den Weg in den Westen an. „Gemeinsam mit den anderen US-Spionen lief ich rund 30 Meter über die Brücke“, erinnerte er sich in einem Beitrag für den „Spiegel“. „Ich stand so neben mir, dass ich sogar meine Tasche im Bus vergaß – die trug mir Kornblum [Anm. d. Red.: John Kornblum, ab 1985 US-Gesandter in Berlin] hinterher. Als ich dann schließlich die weiße Linie passierte und in den orange-rot-braun gestreiften Bus mit dem Westberliner Kennzeichen stieg, hatte ich nur noch Angst. Vor allem Existenzangst.“ Schwierig sei die Zeit danach gewesen, und doch: „Heute fahre ich oft zur Glienicker Brücke – sie verinnerlicht für mich das Gefühl, dem Willkürregime entkommen zu sein. Das macht mich stolz.“

Die Glienicker Brücke ist längst ein Symbol. Nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut und 1949 als „Brücke der Einheit“ eröffnet, war sie fast vier Jahrzehnte lang für den normalen Verkehr gesperrt. Die eine Hälfte lag im Osten, die andere im Westen – was man auch am unterschiedlichen Anstrich sehen konnte. Erst am 10. November 1989, einen Tag nach dem Fall der Berliner Mauer, war der Überweg wieder frei.  

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