Seiichi Furuya
Der japanische Fotograf hat den Alltag in der ehemaligen DDR festgehalten – nur wenige Jahre vor dem Mauerfall.

Es waren ungewöhnliche Umstände, die ein außergewöhnliches Werk hervorgebracht haben. Seiichi Furuya, geboren 1950 in Japan, reist 1973 mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Österreich – und bleibt. Er lebt von Ersparnissen, jobt und widmet sich der Fotografie. 1978 lernt er seine spätere Frau kennen, die Schauspielerin werden will. Das Geld ist immer knapp, seine Frau wird psychisch krank. Schließlich entscheiden sie sich 1984 aus finanziellen Gründen, mit ihrem dreijährigen Sohn in die DDR überzusiedeln. Eine japanische Baufirma hatte Furuya einen Job als Dolmetscher in Dresden angeboten. Neben seiner Arbeit fotografiert er den Alltag in der DDR. Dem Job in Dresden folgt einer weiterer in Ost-Berlin. Die junge Familie zieht nach Hohenschönhausen. Kurz darauf nimmt sich seine Frau das Leben. Furuya bleibt noch zwei Jahre mit seinem Sohn – und konzentriert sich zunehmend auf die Fotografie. „Ich wollte Berlin dokumentieren. Den Ort, an dem meine Frau starb.“ Entstanden ist daraus das Buch „Mémoires. 1984-1987“ mit außergewöhnlichen Motiven aus dem Leben in der damaligen DDR. Furuya lebt und arbeitet heute als Fotograf in Österreich. Eine Auswahl seiner Aufnahmen war im Frühjahr 2015 – am Ort seiner Entstehung – in der Ausstellung „Was wir sehen. Dresden 1984-1985“ im Kunsthaus Dresden zu sehen.