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Ein Jahr im Zeichen deutsch-mexikanischer Partnerschaft

Der Austausch zwischen den beiden Ländern in all seinen Facetten erhält 2016 eine besondere Bühne. Was uns im Deutschland-Mexiko-Jahr erwartet und welche gemeinsamen Pläne es für die Zukunft gibt.

15.01.2016
© picture-alliance/ Berliner_Zeitung - Deutschlandjahr
Patricia Espinosa Cantellano
Botschafterin Mexikos in Deutschland
 
Frau Botschafterin, welche Themen bestimmen derzeit die deutsch-mexikanischen Beziehungen?
Für das gegenseitige Verständnis und die Vertiefung unserer Beziehungen waren und sind gemeinsame Werte wie Demokratie, Menschenrechte, Frieden und Sicherheit, wirtschaftliche Öffnung und Freihandel sowie Nachhaltigkeit im Umgang mit natürlichen Ressourcen von fundamentaler Bedeutung. Was die Politik betrifft, arbeiten wir an Themen von beiderseitigem Interesse, etwa in Menschenrechtsfragen, bei der Abrüstung oder der Bekämpfung des Klimawandels. In Kultur, Bildung, Wissenschaft und Technologie pflegen wir eine fruchtbare Zusammenarbeit. Auf unsere Wirtschaftsbezieh­ungen sind wir besonders stolz. Deutschland ist in der EU Mexikos wichtigster Wirtschaftspartner und weltweit der viertgrößte Investor im Land. Viele deutsche Firmen sind in Mexiko vertreten. Dank der Aktivität mexikanischer Unternehmen sind wir der wichtigste latein­amerikanische Investor in Deutschland.
 
Seit kurzem gibt es eine gemeinsame Regierungskommission. Was versprechen Sie sich davon?
Die Einsetzung der Kommission zeugt vom hohen Stellenwert, den beide Regierungen den bilateralen Beziehungen beimessen. Sie ist ein hochrangiger Rahmen, der dazu dienen soll, sämtliche Aspekte der Beziehungen zu gestalten. Damit haben wir einen geeigneten Modus gefunden, um verschiedene Bereiche der Zusammenarbeit effizienter zu koordinieren. Bei der ersten Sitzung im Juni 2015 haben wir Vereinbarungen über die duale Ausbildung und die digitale und physische Infrastruktur unterzeichnet. Momentan arbeiten wir daran, die Vereinbarungen in Projekte zu überführen. Außerdem wurde eine langfristige Energieallianz vorbereitet. Zudem planen wir ein Kooperationsabkommen zur Stärkung von Transparenz und zur Bekämpfung der Korruption. 
 
Für 2016 ist in Mexiko ein Deutschland-Jahr und in Deutschland ein Mexiko-Jahr geplant. Wo liegen die Schwerpunkte? 
Es wird ein ehrgeiziges Programm geben. Wir möchten zeigen, dass Mexiko einerseits mit einer reichen Kulturgeschichte gesegnet ist, andererseits zeitgenössische Kultur auf Weltniveau zu bieten hat. Es wird zum Beispiel große Ausstellungen über prähispanische Kulturen geben. Im Bereich Wirtschaft möchten wir unser Land als zuverlässigen Partner, lohnenden Investitionsstandort und sicheres Reiseland präsentieren. Unsere Auftritte bei Wirtschafts- und Tourismusmessen werden wir durch Seminare und Unternehmertreffen ergänzen. Eines unserer wichtigsten Anliegen ist die Förderung und Verbreitung der mexikanischen Küche, die von der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt wurde. Mexikanische Chefköche werden auf Deutschland-Tour gehen. Und wir möchten Mexiko als Wissenschaftsstandort bekannter machen: In Zusammenarbeit mit mehreren Universitäten planen wir Gastvorlesungen, Kolloquien und Wissenschaftswochen. 
 
Häufig unterscheiden sich Innen- und Außensicht eines Landes. Was muss nach Ihrer persönlichen Erfahrung einmal über Deutschland gesagt werden?
Ich habe die menschlichen Qualitäten der Deutschen sehr zu schätzen gelernt. Ich bewundere die historische und aktuelle Entschlossenheit, Staat und Gesellschaft wiederaufzubauen. Bei der Lösung internationaler Fragen, die uns alle betreffen, zum Beispiel bei der Bekämpfung des Klimawandels, beim Umgang mit der weltweiten Migration, bei der Abrüstung und beim Schutz der Menschenrechte, spielt das Land eine führende Rolle. ▪
 
 
Viktor Elbling
Deutschlands Botschafter in Mexiko
 
Herr Botschafter, worauf freuen Sie sich im Deutschland-Mexiko-Jahr?
Dass sich Deutschland in Mexiko und Mexiko in Deutschland gleichzeitig präsentieren, ist ein schönes Zeichen für unsere engen und vertrauensvollen Beziehungen. Unter dem Motto „Eine Allianz für die Zukunft“ freue ich mich auf eine Vielzahl von Projekten und Veranstaltungen, die eine Plattform für den zukunftsgerichteten Dialog bieten. Mit dem Deutschlandjahr in Mexiko eröffnet sich eine großartige Chance, den Mexikanern das innovative, moderne Deutschland zu präsentieren. Ich denke zum Beispiel an Nachhaltigkeit und innovative Mobilitätskonzepte.
 
Welche Botschaft soll vom Deutschland-Jahr in Mexiko ausgehen?
Es ist uns wichtig, Deutschland als weltoffenes, dynamisches, zukunftsorientiertes Land zu präsentieren, das Verantwortung übernimmt für Frieden, Menschenrechte, nachhaltige Entwicklung. Wir wollen zeigen, dass wir ein verlässlicher, kreativer, innovativer Partner für die Lösung globaler Fragen sind.
 
Mexiko ist ein wichtiger Handelspartner Deutschlands. Was macht neben der Wirtschaft die Beziehungen aus?
Die Wirtschaftsbeziehungen sind ein Eckpfeiler angesichts 25 Milliarden US-Dollar akkumulierter deutscher Investitionen in Mexiko und 150 000 direkt in deutschen Unternehmen Beschäftigter. Darüber hinaus verbinden uns strategische Interessen und gemeinsame Werte. Wir setzen uns für nachhaltige Entwicklung, Menschenrechte, Umweltschutz und die friedliche Beilegung von Konflikten im Rahmen der Vereinten Nationen ein. Mexiko will sich künftig aktiv an VN-Friedensmissionen beteiligen, sich damit, wie Deutschland, aktiv für die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit einsetzen. Daneben gibt es einen regen zivilgesellschaftlichen Austausch, etwa über 1000 DAAD-Stipendien für mexikanische und knapp 700 für deutsche Studenten und Wissenschaftler sowie über 330 Universitätskooperationen und 75 000 Deutschlernende in Mexiko.
 
Was ist das Ziel der nun eingerichteten gemeinsamen Regierungskommission?
Wir wollen einen regelmäßigen, noch engeren Dialog etablieren. Beim ersten Dialog in Berlin haben sich Fachkommissionen etwa über die Zusammenarbeit in Außen- und Sicherheitspolitik, Entwicklungs- und Klimaschutzpolitik, Wissenschaft, Kultur- und Bildungspolitik sowie bei der Ausbildung ausgetauscht. ▪