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Nach dem Beben

Wie Deutschland Haiti dabei hilft, die Folgen der Katastrophe von 2010 zu überwinden.

Klaus Ehringfeld, 18.04.2016

Rund sechs Jahre liegt das Erdbeben zurück, das die Inselrepublik Haiti ins Chaos stürzte. Die Erdstöße an jenem 12. Januar 2010 dauerten ewige 37 Sekunden und trafen das Land mit voller Wucht. 220 000 Menschen starben, 2,3 Millionen wurden obdachlos. Weite Teile der Hauptstadt Port-au-Prince wurden zerstört.

Wer die Stadt heute besucht, bemerkt schnell eine Veränderung: Port-au-Prince ist moderner geworden. Hotels wurden wieder errichtet und neu gebaut. Supermärkte, Straßen und Bürogebäude entstehen. Auch staatliche Einrichtungen wurden und werden mit internationaler Hilfe wieder aufgebaut. Da die öffentlichen Strukturen bereits vor dem Beben schwach aufgestellt oder kaum existent waren, handelt es sich vielfach eher um einen Aufbau als um einen Wiederaufbau, wie ein europäischer Diplomat anmerkt.

Deutschland hat kräftig mitgeholfen, damit das Land wieder auf die Beine kommt. 50 Millionen Euro wurden bereitgestellt. Im Rahmen von bilateralen Projekten erneuerten Helfer das größte Wasserkraftwerk des Landes, die Arbeiten sollen Ende 2016 abgeschlossen sein. Zudem unterstützte Deutschland Haiti dabei, das Zentrum der Hafenstadt Léogâne wiederherzustellen, die damals im Epizentrum des Bebens lag. Schulen und Polizeistationen wurden mit staatlicher Hilfe aus Deutschland wieder hergerichtet. Hinzu kamen rund 200 Millionen Euro private Spenden an Nichtregierungsorganisationen wie die Welthungerhilfe. Über das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt Deutschland weiter deren Arbeit.

Trotz allem könnte man beinah sagen, dass Haiti wieder da steht, wo es am Vorabend des 12. Januar 2010 stand, nur mit besserer Infrastruktur. Die tieferen Probleme seien nicht gelöst, sagen Beobachter. Armut, Naturkatastrophen, Krankheiten wie Cholera und die Fehler der Politik machen das Land zu einem der ärmsten überhaupt. Anfang 2016 sollte ein neuer Staatschef gewählt werden. Boykott, Gewalt und Betrug verhinderten, dass Präsident Michel Martelly von einem verfassungsmäßig gewählten Nachfolger abgelöst wurde. Nun steuert vorerst eine Übergangsregierung das geschundene Land.

Die Hälfte der Bevölkerung muss mit weniger als einem US-Dollar pro Tag auskommen, mehr als 50 Prozent der Erwachsenen sind Analphabeten. Auf dem Entwicklungsindex der Vereinten Nationen belegt das Land Platz 168 von 187 – es bleibt viel zu tun in Haiti. ▪