Zivilgesellschaftlicher Dialog in Zeiten der Krise
Wie sind die Perspektiven zwischengesellschaftlicher Zusammenarbeit mit der Ukraine und Russland? Ein Interview.

Das Auswärtige Amt sucht „Ein Jahr nach dem Maidan“ bei einer Konferenz mit deutschen Nichtregierungsorganisationen (NRO) nach „Perspektiven der zwischengesellschaftlichen Zusammenarbeit mit der Ukraine und Russland". Mit dabei ist die in Berlin gegründete gemeinnützige Organisation „Europäischer Austausch“, die seit zehn Jahren die „Kiewer Gespräche“ als wichtigstes Dialogforum der deutsch-ukrainischen Zivilgesellschaften organisiert. Ein Interview mit der Geschäftsführerin Stefanie Schiffer.
Frau Schiffer, wie haben sich der Umbruch in der Ukraine und die Krise im Osten des Landes auf die Zusammenarbeit mit ukrainischen NROs ausgewirkt?
Die Zusammenarbeit hat sich sehr intensiviert. Der Regimewechsel war für die ukrainische Zivilgesellschaft ein starker Impuls. Im Kontakt mit den Kollegen in der Ukraine bemerke ich eine große Ernsthaftigkeit und ein großes Engagement.
Was hat sich konkret verändert?
Die NROs in Kiew haben verstanden, dass sie viel mehr in den ukrainischen Regionen arbeiten müssen – nicht nur in der Ostukraine, sondern im ganzen Land. Es war eine Schwäche der ukrainischen Zivilgesellschaft, dass sie sich zu stark auf die Hauptstadt konzentriert hat.
Wie wirkt sich das auf die internationale Zusammenarbeit aus?
Die Bereitschaft ist jetzt groß, auch in den Regionen internationale Kontakte weiter zu entwickeln. Wir haben neue Kooperationen begonnen und zusammen mit lokalen Organisationen in fünf Städten Büros eingerichtet. Unsere Kiewer Gespräche haben immer als zweitägige Konferenzen im Wechsel in Kiew und Berlin stattgefunden. Wir haben aber bemerkt, dass dies nicht ausreichte und schon 2012 in Reaktion auf das Janukowitsch-Regime entschieden, dass wir stärker landesweit wirken müssen.
Wie wird diese NRO-Arbeit von der Bundesregierung unterstützt?
Unsere Arbeit in den Regionen wird aus dem Sonderprogramm des Auswärtigen Amtes finanziert. Auch andere Organisationen können jetzt mehr in den Regionen arbeiten.
Welche Möglichkeiten sehen Sie angesichts der Krise für eine trilaterale Zusammenarbeit zwischen Deutschland, der Ukraine und Russland?
Ich sehe große Möglichkeiten. Wir müssen schauen, dass wir auch den Partnern in Russland helfen. Das ist auch ein Schlüssel für die Lösung der sogenannten „Ukraine-Krise“.
Konferenz deutscher Nichtregierungsorganisationen „Ein Jahr nach dem Maidan – Perspektiven der zwischengesellschaftlichen Zusammenarbeit mit der Ukraine und Russland“ am 6. Februar 2015 im Auswärtigen Amt in Berlin
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