Berliner Begegnungen
Tlalit Kiz aus Israel arbeitet für ein Jahr im Haus der Wannsee-Konferenz.

„Als ich bei einem Seminar zum ersten Mal im Haus der Wannsee-Konferenz war, wusste ich sofort: Hier musst du nochmal hin. Ich war beeindruckt von der Art des Gedenkens. Hier geht es nicht nur um das Grauen an sich, hier geht es um Dokumente, Protokolle und die Menschen dahinter – um die ‚Schreibtischtäter’, wie man auf Deutsch sagt.
Ich bin Lehrerin und in der Zeit zwischen der Armee und dem Studium viel gereist. In Yad Vashem in Israel und in Auschwitz in Polen habe ich gelernt, Führungen zu geben. Ich mag es, mit den Leuten zu reden. Wenn hier im Haus jemand nach einer Führung auf Hebräisch fragt und ich Zeit habe, übernehme ich das gern. Vom Holocaust war meine Familie nicht unmittelbar betroffen. Meine Eltern stammen aus Rumänien und Bulgarien. Ich selbst bin in einem Kibbuz im Süden Israels aufgewachsen. Jetzt wohne ich in Berlin-Neukölln. Das Viertel gefällt mir, weil es so international ist und auch weil Israelis und Araber dort Tür an Tür leben. Überhaupt fühle ich mich sehr wohl in Berlin. Vielleicht bleibe ich länger.“ ■
TLALIT KIZ // HAUS DER WANNSEE-KONFERENZ
Als Freiwillige der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) unterstützt die 29-Jährige ein Jahr lang die Gedenkarbeit im Haus der Wannsee-Konferenz. In der früheren Fabrikantenvilla trafen sich am 20. Januar 1942 Vertreter des nationalsozialistischen Machtapparats und der Reichsministerien zu einer Besprechung über die sogenannte „Endlösung der Judenfrage“ – die Deportation und Ermordung der europäischen Juden. Heute ist in den Räumen eine Ausstellung zum Thema zu sehen. Bildungsangebote befassen sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus und dem Holocaust. Das Foto zeigt Tlalit auf der Terrasse der Villa.
Protokoll: Clara Görtz, Helen Sibum, Foto: Stephan Pramme