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ToGETHER macht Nothilfe besser

Wie lässt sich humanitäre Hilfe effizient organisieren – hier schildern internationale Helfende, wie sie ein deutsches Programm bei der Arbeit unterstützt.

Clara KrugClara Krug, 08.08.2023
Das Programm ToGETHER unterstützt Helfende vor Ort.
Das Programm ToGETHER unterstützt Helfende vor Ort. © dpa/picture alliance

Seit März 2020 setzen sich Caritas Deutschland, die Deutsche Welthungerhilfe, die Diakonie Katastrophenhilfe und Malteser International in einem speziellen Programm dafür ein, lokale Organisationen im Bereich humanitärer Hilfe zu stärken. Derzeit ist es in acht Ländern – Äthiopien, Bangladesch, der Demokratischen Republik Kongo, Indonesien, Kolumbien, Myanmar, Pakistan und Somalia – aktiv. Insgesamt sind 38 lokale Akteure eingebunden. Das Programm nennt sich „Towards Greater Effectiveness and Timeliness in Humanitarian Emergency Response“, kurz ToGETHER, und wird vom Auswärtigen Amt unterstützt. 

Wir haben Helfende in vielen Teilen der Welt nach ihren Erfahrungen mit ToGETHER gefragt:

Maira Vanesa Mendoza
Maira Vanesa Mendoza © privat

Maira Vanesa Mendoza

Projektkoordinatorin beim Secretariado Nacional de Pastoral Social (SNPS) in Kolumbien

„Wir sind eine Organisation der kolumbianischen Caritas und engagieren uns für Themen wie Menschlichkeit, Nachhaltigkeit, Gleichstellung und Solidarität. Mit Hilfe des ToGETHER-Programms haben wir unsere Nothilfe deutlich verbessert, indem wir einen vorausschauenden Ansatz mit Frühwarnungen und Risikomanagement entwickelt haben. Dieser erlaubt es uns, im Notfall schneller zu reagieren. Wir haben zum Beispiel auch unsere administrativen und technischen Prozesse sowie unser Projektmanagement optimiert. Der Ansatz der Lokalisierung ist aus unserer Sicht für humanitäre Hilfe besonders zielführend – und wir setzen uns auf allen Ebenen dafür ein, ihn international sichtbarer zu machen.“

Keumala Devi
Keumala Devi © PKPA Indonesia

Keumala Devi

Geschäftsführerin des Center for Child Study and Protection (PKPA) in Indonesien

„Die PKPA setzt sich in vielen Regionen des Landes für den Schutz von Kindern ein und engagiert sich  für die Stärkung gefährdeter gesellschaftlicher Gruppen, insbesondere Frauen. Besonders wichtig ist unsere Arbeit in Krisen, weil die ohnehin schon gefährdeten Gruppen dann besonderen Schutz benötigen. Unsere ersten Einsätze hatten wir bei dem Erdbeben und dem Tsunami in Aceh im Jahr 2004. Bei humanitären Einsätzen wie diesen spielen schnelle Reaktionszeit und Umfang der Hilfe eine entscheidende Rolle – beides ist nur mit einer Lokalisierung der humanitären Hilfe zu leisten.

Die indonesische Regierung hat die bedeutende Rolle lokaler Akteure erkannt und vorangetrieben – aber lokale Organisationen müssen weiter unterstützt werden. Dabei hilft uns das ToGETHER-Programm, über das wir auch Kontakt zu Gebern und internationalen Partnern im Bereich der humanitären Hilfe erhalten. Wir können uns global vernetzen, unser Wissen teilen, gleichberechtigt am internationalen Diskurs teilnehmen und unsere Arbeit evaluieren. All dies verschafft gefährdeten Gruppen letztlich mehr Gehör und sorgt für einen besseren Schutz.“

De-Joseph Kakisingi
De-Joseph Kakisingi © RMS DRC

De-Joseph Kakisingi

Landesdirektor bei Santé et Développement (SAD) in der Demokratischen Republik Kongo

„Wir arbeiten in den Bereichen Nothilfe, Gesundheit und Ernährung, Ernährungssicherheit, Prävention und Verringerung der mit Naturkatastrophen verbundenen Risiken. Außerdem engagieren wir uns in den Bereichen Prävention und ganzheitliche Betreuung von Opfern sexueller Gewalt und sind in der Entwicklungszusammenarbeit tätig. Mit Hilfe des ToGETHER-Programms ermittelten wir unsere Schwachstellen und stellten ein Programm zur Stärkung unserer infrastrukturellen, logistischen und finanziellen Ressourcen auf.

ToGETHER ermöglicht es unseren Mitarbeitenden, von anderen zu lernen und sich internationale Standards anzueignen. Anfang Mai 2023 kam es in der Region Süd-Kivu zu heftigen Regenfällen, die zu schweren Überschwemmungen und Erdrutschen führten und Dörfer verwüsteten. Bei der Bewältigung dieser humanitären Krise in Kalehe nahmen wir eine führende Rolle ein: Wir organisierten eine schnelle Gutachtermission, mobilisierten die ersten Finanzmittel und leiteten die Reaktion auf die Krise. ToGETHER hat daran einen wichtigen Anteil.“

Shahid Ali
Shahid Ali © ToGETHER programme

Shahid Ali

Geschäftsführer des Fast Rural Development Program (FRDP) in Pakistan

„Unsere NGO engagiert sich in Bereichen wie Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene, Ernährungssicherheit, Bildung und Gesundheit. Das FRDP nahm seine Arbeit in der ersten Woche der Flutkatastrophe in Pakistan im August 2022 auf. Unterstützt wurden wir von HOIFA, einem von ToGETHER entwickelten Pool-Fonds. Wir waren eine der ersten NGOs, die auf die Notlage reagierten, und schlossen uns mit anderen NGOs zusammen. Insgesamt unterstützten wir so 500.000 Menschen in Not.

Das ToGETHER -Programm gibt uns als lokalem Partner eine Stimme – wir sind mehr als ein reiner Umsetzer. Wir können unsere Ansichten und unseren kulturellen Kontext einbringen sowie selbständig Entscheidungen treffen – diese Art der Zusammenarbeit habe ich so zuvor noch nicht erlebt. Als Ergebnis unserer Lobbyarbeit wurde das FRDP 2022 in den Vorstand der Core Humanitarian Standard Alliance gewählt. Darüber hinaus nahmen wir zum Beispiel an Treffen und Gesprächen mit dem Auswärtigen Amt und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung teil. Das gibt uns die Möglichkeit zum Austausch und eröffnet uns die Chance, an Entscheidungen aktiv beteiligt zu werden.“