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„Wir müssen Vorsorge treffen“

Staatsminister Tobias Lindner spricht über die zentralen Botschaften des World Health Summit beim Einsatz für globale Gesundheit.

Carsten Hauptmeier, 18.10.2022
Tobias Lindner, Staatsminister im Auswärtigen Amt
Tobias Lindner, Staatsminister im Auswärtigen Amt © Thomas Imo/photothek.net

Der World Health Summit in Berlin hat Mitte Oktober 2022 das Thema globale Gesundheit nochmal international in den Fokus gerückt. Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Tobias Lindner, spricht über wachsende Herausforderungen, die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit, Deutschlands Rolle dabei sowie die notwendige Vorsorge für künftige Pandemien.

Herr Staatsminister, der World Health Summit 2022 sollte dazu beitragen, das Thema der globalen Gesundheit auf das nächste Level zu heben. Was heißt das konkret?
Der World Health Summit hat sich seit dem ersten Treffen im Jahr 2009 und nach einigen Jahren, die wir ihn im Auswärtigen Amt ausgerichtet haben, zum größten internationalen Kongress im Bereich globale Gesundheit entwickelt. In diesem Jahr kam dem Gipfel eine noch bedeutendere Rolle zu, weil er erstmals gemeinsam mit der WHO ausgerichtet wurde.

Natürlich sind aber auch die Herausforderungen gewachsen. Die Covid19-Pandemie ist noch nicht zu Ende und zugleich wissen wir, dass dies nicht die letzte Pandemie gewesen sein wird. Die sogenannte Spanische Grippe liegt etwa 100 Jahre zurück. Ich denke, es wird nicht nochmal ein Jahrhundert bis zur nächsten Pandemie dauern. Wir müssen dafür Vorsorge treffen und die internationale Zusammenarbeit stärken.

Bundeskanzler Scholz beim World Health Summit in Berlin
Bundeskanzler Scholz beim World Health Summit in Berlin © picture alliance/dpa

Sind die Staaten heute besser auf künftige Pandemien vorbereitet?
Am Anfang der Corona-Pandemie hat noch jedes Land in unterschiedlicher Geschwindigkeit und mit unterschiedlichen Maßnahmen reagiert. Heute wissen die Länder vor allem in der Europäischen Union, dass sie eng zusammenarbeiten müssen. Das gilt beispielsweise für die Frage, ob Grenzen geschlossen werden sollen oder nicht. Mein Wahlkreis liegt an der deutsch-französischen Grenze: Es war ein epochaler Schock, als die Grenze am Anfang der Pandemie geschlossen wurde.

Wir haben darüber hinaus gelernt, dass internationale Solidarität gebraucht wird. Das zeigte sich etwa bei der Verteilung der Corona-Impfstoffe. Ganz zentral ist zudem der Datenaustausch. Dem wird  auch der neue WHO Hub in Berlin dienen.

Wie sollte eine globale Gesundheitsarchitektur für die neuen Herausforderungen aussehen?
Wir brauchen keine neuen Institutionen, es gibt bereits eine Vielzahl von Akteuren im Gesundheitsbereich. Aber ihre Zusammenarbeit muss verbessert werden. Zentral für die internationale Zusammenarbeit ist die Weltgesundheitsorganisation. Die WHO muss deshalb gestärkt werden, unter anderem durch ein neues Pandemieabkommen. Zentral ist ansonsten der Informationsaustausch zwischen den Ländern. Eine besondere Verantwortung für die globale Gesundheit haben jedoch vor allem Industrieländer wie Deutschland.

Welche Bedeutung kommt der globalen Gesundheit in der Außenpolitik zu?
Das Thema spielt heute eine größere Rolle im Austausch mit anderen Ländern. Multilaterale Abstimmung und Solidarität sind auch im Gesundheitsbereich unverzichtbar. Es kommen zum Beispiel Anfragen, ob Deutschland bei Impfstoffen oder der Impflogistik helfen kann. Momentan unterstützt die Bundesregierung im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie vor allem bei der Logistik in Ländern des Globalen Südens, da geht es um Impfkampagnen oder Kühlketten, aber auch Kontern von Desinformation.

Gesundheitspolitik ist auch Bestandteil der Nationalen Sicherheitsstrategie, die unter Federführung des Auswärtigen Amts erarbeitet wird. Welcher Zusammenhang besteht zwischen globaler Gesundheit und Fragen der Sicherheit?
Pandemien können Staaten und Gesellschaften schwächen. Krankheitserreger machen nicht an Grenzen halt. Die Gesundheitspolitik wirkt sich auch darauf aus, wie frei wir reisen können und wie der globale Warenverkehr funktioniert. Globale Gesundheit ist deshalb eng mit Sicherheitsfragen verbunden.

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