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Gemeinsam aufklären

Fischsterben in der Oder – Umweltministerinnen Lemke und Moskwa setzen deutsch-polnische Expertengruppe ein.

16.08.2022
Bundesumweltministerin Steffi Lemke im Gespräch mit Freiwilligen
Bundesumweltministerin Steffi Lemke im Gespräch mit Freiwilligen © dpa

Deutschland und Polen wollen das Fischsterben in der Oder gemeinsam aufklären. Die Verschmutzung des Grenzflusses trifft Polen und Deutschland gleichermaßen. Die Umweltministerinnen beider Länder, Steffi Lemke und Anna Moskwa beschlossen bei einem Treffen in Stettin, die laufenden Untersuchungen in einer gemeinsamen Taskforce zu bündeln. „Uns alle eint die große Sorge über das Ausmaß und die Folgen dieser Umweltkatastrophe“, sagte Lemke, und: „Wir haben heute eine enge Zusammenarbeit zwischen Polen und Deutschland vereinbart.“ Eine Gruppe deutscher und polnischer Expertinnen und Experten soll alle verfügbaren Informationen zusammentragen und auswerten. Die Gruppe arbeitet sowohl über die Landesgrenzen hinweg wie auch zwischen der Bundesebene und den Bundesländern beziehungsweise Woiwodschaften eng zusammen. Die Kooperation sei eine Voraussetzung, nicht nur die Ursachen, sondern auch die Verursacher schnellstmöglich finden zu können, sagte Lemke.

Der Grenzfluss Oder bei Lebus, gesehen in Richtung Frankfurt/Oder und Słubice
Der Grenzfluss Oder bei Lebus, gesehen in Richtung Frankfurt/Oder und Słubice © dpa

An dem Treffen der Ministerinnen in Stettin nahmen auch Polens Infrastrukturminister Andrzej Adamczyk, Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel sowie der Umweltminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Till Backhaus, teil.

Bei Laboruntersuchungen verendeter Fische sind keine toxischen Substanzen entdeckt worden. Die Fische seien auf Quecksilber und andere Schwermetalle untersucht worden, sagte Moskwa auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit Lemke. Nun würden die Proben auf weitere 300 schädliche Stoffe untersucht, darunter auch auf Pestizide. Zur Aufklärung der Katastrophe hat Polen eine Belohnung von mehr als 200.000 Euro ausgesetzt, da auch für möglich gehalten wird, dass chemische Abfälle in die Oder gekippt wurden.

Wir haben gute und gemeinsame Schritte vereinbart.
Steffi Lemke, Bundesumweltministerin

Lemke sagte, man habe bei dem Treffen lösungsorientiert diskutiert und „gute und gemeinsame Schritte“ vereinbart. Dazu zählen auch Verbesserungen bei den Informationsketten. Erste Erkenntnisse über das Massensterben waren in Polen nur verzögert an die zuständigen Ministerien gemeldet worden und auch nicht zeitnah nach Deutschland gelangt. Regierungschef Mateusz Morawiecki hat bereits den Chef der Wasserbehörde und den Leiter der Umweltbehörde entlassen, weil sie zu langsam auf das Fischsterben reagiert haben sollen. „Wir wollen die Schuldigen finden und die Täter des Umweltverbrechens bestrafen, um das es hier wahrscheinlich geht“, betonte Morawiecki

Polens Umweltministerin Anna Moskwa
Polens Umweltministerin Anna Moskwa © dpa

Derzeit arbeiten hunderte Helferinnen und Helfer auf beiden Seiten der Oder unablässig an der Entsorgung der toten Fische. „Ich danke den polnischen und deutschen Einsatzkräften, viele von ihnen Freiwillige, auf beiden Seiten des Grenzflusses, in den polnischen Wojewodschaften wie auch den Brandenburger Landkreisen“, sagte Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel. Umweltministerin Lemke besuchte am Sonntag die Helfer auf deutscher Seite. Höchste Priorität habe der Schutz der Bevölkerung, Schadenbegrenzung und das Identifizieren des Verursachers, sagte sie.

Das Technische Hilfswerk unterstützt bei der Beseitigung der Kadaver
Das Technische Hilfswerk unterstützt bei der Beseitigung der Kadaver © dpa

„Unser Grenzfluss Oder ist schwer getroffen. Das Ausmaß der Schädigung ist noch nicht übersehbar. Wir müssen fürchten, dass die Oder lange Zeit brauchen wird, um sich von dieser Katastrophe zu erholen – das ist gerade auch für Deutschlands einzigen Auennationalpark Unteres Odertal sehr bitter“, betonte Vogel. Der Nationalpark bildet mit dem polnischen Landschaftsschutzpark Unteres Odertal (Park Krajobrazowy Dolina Dolnej Odry) und dem Zehdener Landschaftsschutzpark (Cedyński Park Krajobrazowy) das erste grenzüberschreitende beider Länder. Die Katastrophe wird auch im länger verabredeten Treffen des deutsch-polnischen Umweltrats am 29. August 2022 auf der Tagesordnung stehen. (mit dpa, bmuv)

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