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Stop den Smog!

Besonders im Winter leidet Indien unter Smog. Deutschland kooperiert bei abgasarmen Mobilitätslösungen.

Jasmin Siebert, 09.12.2019
Straßenszene in Neu-Delhi
Straßenszene in Neu-Delhi © dpa

„Mo Bus“, „mein Bus“, heißen die blau-weiß und grün-weiß lackierten Busse, die seit November 2018 durch den ostindischen Bundesstaats Odisha fahren. Das Unternehmen wirbt mit reservierten Sitzplätzen für Frauen und Senioren, kostenlosem Wlan und einer Handy-App, mit der sich per Livetracking verfolgen lässt, wo sich der Bus gerade befindet und wo die nächsten Haltestellen sind. Gezahlt wird bargeldlos mit einer Smartcard, einer aufladbaren Plastikkarte. Dass die Fahrgastzahlen innerhalb des ersten Jahres rasant angestiegen sind – daran hat auch das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) seinen Anteil.

Verkehr in Bhubaneswar
Verkehr in Bhubaneswar © GIZ

Gemeinsam mit dem indischen Ministerium für Wohnungsbau und Stadtentwicklung startete das BMZ 2017 ein Projekt, um integrierte, nachhaltige Verkehrssysteme für Städte zu entwickeln. Bhubaneswar, die Hauptstadt von Odisha ist eine von drei Städten, in der mehrere Projekte angelaufen sind. Das Unternehmen CRUT, das die modernen Stadtbussen betreibt, bietet auch Leih-Fahrräder und E-Rikschas an. Alle drei Verkehrsmittel werden mit der gleichen Smartcard bezahlt – ein solches System nennt man „integriert“.

Roland Haas ist Experte für Umwelt und Verkehr und Projektleiter bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die vom BMZ mit der Durchführung des Projekts beauftragt ist. Haas ist stolz auf den Erfolg der neuen Mobilitätsfirma CRUT. Die Zahl der Fahrgäste sei von 15.000 pro Tag auf mehr als 100.000 angestiegen, sagt er. Vor kurzem sei CRUT als bestes indisches Busunternehmen ausgezeichnet worden und auch die GIZ sei vom Bundesstaat Odisha geehrt worden.

Haas und seine Kollegen unterstützen das junge Unternehmen bei der Planung von Routen sowie dem Einsatz von Bussen und Fahrern. Im September 2019 besuchte Haas mit Managern der indischen Busfirma München und Salzburg. Bei den beiden Münchner Verkehrsunternehmen  schauten sie sich an, wie das effiziente, aber auch stark ausgelastete Verkehrsnetz der bayerischen Hauptstadt gemanagt wird. Im österreichischen Salzburg war die Gruppe wegen der Oberleitungsbusse. Die Busse mit Elektromotor, die ihren Strom ähnlich wie Straßenbahnen aus Oberleitungen beziehen, seien eine günstigere Alternative zu U-Bahnen, erklärt Haas.

In den anderen beiden indischen Projektstädten werden Hauptstraßen mit sicheren Fuß- und Fahrradwegen neugestaltet, Schnellbuslinien oder Hochbahnen gebaut und elektrisch betriebene Rikschas eingeführt. Gefragt, ob er ein Projekt besonders hervorheben möchte, schüttelt Roland Haas lachend den Kopf. „Mir gefällt alles, was wir machen“, sagt er. Der Experte für Verkehr und Umwelt fliegt alle zwei, drei Monate nach Indien, um sich über den Fortgang der einzelnen Projekte zu informieren. Die Finanzierung läuft noch bis 2021, Projektleiter Haas ist optimistisch, dass sie anschließend verlängert wird.

Angela Merkel 2019 in Indien
Angela Merkel 2019 in Indien © dpa

Merkel und Modi betonen gemeinsame Ziele

Anfang November unterzeichneten Bundeskanzlerin Angela Merkel und der indische Premierminister Narendra Modi  eine gemeinsame Absichtserklärung, dass sie grüne, abgasarme Mobilitätslösungen in Indien fördern wollen. Merkel versprach einen zinsgünstigen Kredit in Höhe von einer Milliarde Euro. Bei ihrem Besuch in der indischen Hauptstadt Delhi erlebte die deutsche Bundeskanzlerin, wie dringlich es ist, Indiens Mobilität grüner zu machen. Delhi war in Smog gehüllt, die Feinstaubwerte lagen wie oft im Winter im stark gesundheitsgefährdenden Bereich. Die Schulkinder dort haben immer wieder „smog-frei“, viele Menschen leiden an chronischen Atemwegsbeschwerden. Ein Tag Atmen in Delhi sei so schädlich wie 40 bis 50 Zigaretten pro Tag zu rauchen, sagen Experten. Wer es sich leisten kann, verbringt daher seine Tage in Räumen mit Luftfiltermaschinen und verlässt das Haus nur mit Atemmaske.

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