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Störe für den deutsch-polnischen Grenzfluss Oder

600 Jungfische wurden im grenzüberschreitenden Großschutzgebiet ausgesetzt. Die Fische sollen sich  wieder in der Oder ansiedeln.

17.05.2024
Umweltministerin Steffi Lemke setzt junge Störe aus.
Umweltministerin Steffi Lemke setzt junge Störe aus. © dpa/pa

Dafür stellt sich auch die deutsche Umweltministerin Steffi Lemke knietief in den deutsch-polnischen Grenzfluss Oder: 600 junge Störe sind in den Fluss gesetzt worden, um die Wiederansiedlung des urtümlichen Wanderfisches zu fördern. Zusammen mit dem Leiter des Nationalparks Unteres Odertal, Dirk Treichel, und Jörn Gessner vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) hat die Umweltministerin die Tiere in ihren neuen Lebensraum entlassen. Seit 2005 werden hier jährlich Jungstöre ausgesetzt. Ziel ist die Wiederansiedlung des Baltischen Störs, der durch Überfischung, Verschmutzung und den Ausbau und die Kanalisierung des Flusses lange Zeit in der Oder ausgestorben war. Der Baltische Stör steht weiterhin auf der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation (IUCN).

Urtümliche Wanderfische: ein junger Stör
Urtümliche Wanderfische: ein junger Stör © dpa/pa

Das untere Odertal ist Deutschlands erstes grenzüberschreitendes Großschutzgebiet mit Polen. Der Nationalpark Unteres Odertal, das Landschaftsschutzgebiet Nationalparkregion Unteres Odertal und die polnischen Landschaftsschutzparks (Park Krajobrazowy) Dolina Dolnej Odry und Cedynia bilden gemeinsam den Schutzgebietsverbund Unteres Odertal, der beide Länder verbindet. Dabei arbeiten auch die Verwaltungen der Gebiete beim Schutz und der Weiterentwicklung eng zusammen.

Das gilt auch für die Wiederansiedlung des Störs. Ein neues Projekt mit dem Titel „HaffStör“, das vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) in den nächsten drei Jahren mit 1,8 Millionen Euro gefördert wird, soll die Bemühungen mit einer soliden Datenbasis unterstützen. Partner des neuen Projekts sind neben dem IGB auch die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA), die Universität Stettin, lokale Fischereibetriebe und der polnische Anglerverband in Westpommern sowie deutsche und polnische Umweltverbände. Meldungen von Fischern über den Fang markierter Störe, die in der Oder ausgesetzt wurden, kommen aus dem gesamten Ostseeraum, aber auch aus dem Oslofjord, aus West-Dänemark und sogar von den Britischen Inseln und der Loiremündung in Frankreich. 

Umweltministerin Steffi Lemke und Nationalparksleiter Dirk Treichel
Umweltministerin Steffi Lemke und Nationalparksleiter Dirk Treichel © dpa/pa

Bundesumweltministerin Lemke betonte daher den Wert der Oder als „einzigartiges Ökosystem“, das unbedingt geschützt werden müsse. Die Oder sei der „geeignetste Lebensraum, um dem Baltischem Stör, einem imposanten und in Europa verschollenem Wanderfisch, eine neue Zukunft zu schaffen.“ Gleichzeitig sei die Renaturierung der Oder „die beste Vorsorge, um das Ökosystem Oder gegen die Folgen der Klimakrise widerstandsfähiger zu machen.“

Seit Beginn des Projekts zur Wiederansiedlung sind rund zwei Millionen Jungtiere des Baltischen Störs (Acipenser oxyrinchus) in die Oder gesetzt worden, im gesamten Ostseeraum sind es etwa 3,5 Millionen. Der Stör laicht in den Flüssen, die Jungtiere wandern dann flussabwärts in die Ostsee. Dort leben sie bis zu ihrer Geschlechtsreife, im Alter von etwa 15 Jahren wandern die Tiere, die bis zu 100 Jahre alt werden können, dann in die Flüsse, in denen sie geschlüpft sind, um ihrerseits für Nachwuchs zu sorgen. Die ausgesetzten Jungtiere stammen aus der Zucht der LFA in Born auf dem Darß direkt an der Ostsee. Dort werden etwa 50 Elterntiere in großen Becken gehalten, wo sie für Nachwuchs sorgen.